Page 61 - TSG_Spielfeld_Juni_2021
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                 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
Marcel Rapp im Kreis seiner U19-Junioren.
Nichtsdestotrotz fehlt gerade dem älteren Jahrgang nicht nur der Wettkampf, sondern zugleich auch Sichtungstermine und die Möglichkeit, sich auf der Bühne zu präsentieren.
„Sie haben die Situation großartig angenommen, haben immer mit vollem Engagement trainiert. Man hatte nie den Eindruck, die hängen jetzt komplett durch. Natürlich ist ein Spiel, bei dem es um Punkte, um den Platz in der Tabelle geht, nochmal der letzte Kick, keine Frage. Aber wir hatten wirklich gute Freundschafts- spiele, haben auch versucht, den Rahmen dabei so spielnah wie möglich zu gestalten, die Abläufe so zu lassen wie gewohnt. Aber natürlich ist es erkennbar, dass es, gerade für die Altjahrgänge, die jetzt quasi anderthalb Jahre keine Pflichtspiele gemacht haben, nicht die optimale Förderung sein kann. Denn sonst würde man es ja immer so machen.“
Hast Du denn in dieser Corona-Zeit bestimmte Sachen anders gemacht, vielleicht sogar bestimmte Dinge als Trainer gelernt?
„Wie wohl alle, habe ich gelernt, mit Microsoft Teams zu arbeiten. (lacht) Das gehört jetzt dazu, das ist gelerntes Verhalten, so halten wir Trainingsbespre- chungen ab oder auch Videoanalysen. Bei den Ana- lysen zum Beispiel habe ich gemerkt, dass das gut funktioniert und dass ich es auch im bestimmten Umfang beibehalten werde. Denn die junge Genera- tion tickt durchaus so, dass sie nicht will, dass immer nur einer an einem bestimmten Termin da vorn steht und erzählt, sondern dass Inhalte auch zu einem anderen Zeitpunkt konsumiert werden können, auch mal eine Analyse auf das Handy geschickt wird. Und dann schreibt man: ‚Hey, guck dir das mal an.‘ Also das ist eine andere Art des Austauschs, aber für die Spieler ist das alles andere als ein Problem. Die Jungs sind es gewohnt, so zu kommunizieren.“
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 „Nicht alles
auf den Kopf stellen“
Der DFB arbeitet derzeit an einem Konzept, die U19- wie U17-Bundes- ligen abzuschaffen und im gesamten Nachwuchs ein verstärktes Turnier- und Testspiel-Format zu etablieren. Im Grundsatz hat Marcel Rapp als Praktiker gegen Reformen nichts ein- zuwenden: „Man sollte sich immer wieder hinterfragen, alles reflektieren“, sagt der frühere Zweitligaspieler vom Karlsruher SC. „Aber man muss nicht gleich alles auf den Kopf stellen. Wir sind uns ja alle einig, dass es nicht optimal ist, wenn ein U15-Spieler am Wochenende stundenlang zu einem Spiel fährt, um dann auf der Bank zu sitzen und gerade einmal fünf Minuten auf dem Rasen zu stehen. Da ergibt es durchaus Sinn, Strukturen und Formate zu entwickeln, dass diese Jungs mehr spielen können“, erklärt Rapp. „Aber zugleich ist etwa die U19 für viele Nachwuchsfußballer der letzte Schritt vor dem Übergang zu den Profis. Da finde ich es schwierig, wenn die Jungs in der U19 fortan quasi um nichts und zwei Wochen später im Stadion vor 80.000 Zuschauern um Punkte und Titel spielen.“

























































































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