Page 73 - Spielfeld_April_2021
P. 73

SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
73
 HEIMATKUNDE
 1881
wurde die Posseltslust eröffnet. Dabei handelt es sich um einen Aussichtsturm in der Nähe des Kohlhofs auf der Rückseite des Heidelberger Hausbergs Königstuhl. Der Heidelberger Stadtrat und Pharmazie-Professor Louis Posselt (1817–1880) hatte in seinem Testament verfügt, dass „ein Aussichtsthürm- chen und Lusthäuschen ... am Waldessaume in der Nähe ... von den Drei Eichen ..., wo man freie Aussicht auf das ganze Hinterland hat“ errichtet werden sollte. Bereits ein Jahr nach seinem Tod wurde das im Stil der Neorenaissance errichtete Bauwerk der Öffentlichkeit übergeben. Der 2009 umfassend
sanierte Turm bietet, wenn er geöffnet ist, eine Aussicht in Richtung Kraichgau und die südliche Rheinebene. In einem Zeitungsartikel von 1881 werden auch eine Fontäne, eine Grotte und ein Teich erwähnt, sind jedoch nicht eindeutig ausfindig zu machen, gleichwohl hinter dem Turm die Reste von Anlagen zu erkennen sind. Erreichbar ist die Posseltslust von Heidel- berg mit der Buslinie 39, die Haltestelle liegt direkt davor. Der Turm ist ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen über den Königstuhl oder nach Waldhilsbach, Bammental, Gaiberg sowie die südlichen Stadtteile von Heidelberg.
 Ikone mit Heidelberger Hilfe
Ihr Abbild prägt das Bild vieler Deutsche vom alten Ägypten: die Nofretete. Die Büste der Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton aus dem 14. Jahrhundert vor Christus wurde weltberühmt und zieht auch heute noch im Neuen Museum
in Berlin auf der Museumsinsel Hunderttausende Besucher
im Jahr an. Geborgen aber hatte sie am 6. Dezember 1912
ein Professor aus Heidelberg: Hermann Ranke. Der gebürtige
Schwabe war zu jener Zeit Direktor des Ägyptologischen Instituts
an der Universität Heidelberg, das er maßgeblich mit aufgebaut
hatte. Ranke, Jahrgang 1878, war als Assistent des Grabungslei-
ters Ludwig Borchardt Mitglied der Deutschen Orientgesellschaft
in Tell el-Amarna, rund 300 Kilometer südlich von Kairo. Im Ausgra- bungsareal stieß das Team auf zahlreiche Künstlerwerkstätten, eine
davon – die des Bildhauers Thutmosis – barg in einem Raum zahl-
reiche Modellbüsten, die als Vorbilder für Statuen dienen sollten. Im
Haus P 47,2, Raum 19, wurde die Büste der Nofretete gefunden – und
unter Aufsicht von Ranke wurde die nur leicht beschädigte Büste geborgen. Da ein Berliner Kaufmann die Grabung finanziert hatte, wurde sie ihm zu- gesprochen – und wurde später dem Land Preußen geschenkt. So kann die Büste, deren Wert auf mehrere Hundert Millionen Euro geschätzt wird, heute noch in Berlin bewundert werden.
  














































































   71   72   73   74   75