Page 114 - Spielfeld_April_2021

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nter Uns
HEUTE: NICHTSCHWIMMER AUF DEM MOND
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Sag’ mal Hermann, mal nur unter uns Pastorentöchtern: Wann hast Du eigentlich Deinen Impftermin?
(guckt irritiert) Seh’ ich so alt aus? Oder so vorerkrankt?
(mustert Hermann von oben nach unten) Für mich bist Du ein lebender Risikofaktor. So eine Art Vlado Kasalo der Neuzeit.
Mein größtes Eigentor war, mit Dir gemeinsam einen Schrebergarten anzumieten.
(lächelt gequält) Keine Sorge: Eines nicht so fernen Abends wirst Du Dir wünschen, dass wir da zusammensitzen.
Das Schlimmste an dieser Vorstellung: Du könntest recht haben. Ich vereinsame wirklich langsam.
Im März warst Du doch noch so entspannt. Corona-Blues? Hast Du denn nix zu tun?
Alles erledigt. Netflix hat keine Serie mehr, das Internet hab’ ich gestern ausgedruckt.
Scherzkeks. (schüttelt den Kopf) Andere freuen sich, wenn Sie endlich Ruhe haben.
Oh, jetzt fängt er mit dem Jogi an ...
Der hatte immer schon eine ausgeruhte Life-Work-Balance.
Das heißt Work-Life-Balance. Aber nicht beim Löw.
Jetzt wirst Du gemein. Er hat doch viel Anerkennung bekommen, große Ära und so.
Jaja, dem Bundestrainer sind viele Kränze geflochten worden, aber die meisten waren dann doch so dornig wie, ach lassen wir das ...
Der Jogi kann es inzwischen aber keinem mehr recht machen.
Tja, es gilt der alte Berti-Vogts-Spruch: „Wenn ich übers Wasser gehe, sagen die Leute: ‚Guck mal, nicht mal schwimmen kann er.‘“
Wenn Joachim Löw uns den EM-Titel holt, werden die Leute ihm aber auch wieder die Füße küssen. Das geht heutzutage ganz schnell.
Hermann:
Heinz: Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann: Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Quasi mit ‘nem Daumendruck statt im Handumdrehen. So sind die Zeiten. Da bin ich manchmal ganz froh,
dass ich auch andere kenne.
Früher war alles besser. Und aus Holz. Ich weiß.
Im Ernst: Der Fußball war ehrlich, ursprünglich.
Du meinst sowas wie „Die Schlacht vom Bieberer Berg“ am Vatertag ‘99. Keine Tore, aber ordentlich Hauerei. (schüttelt den Kopf)
(genervt) Natürlich nicht. Aber es war irgendwie, nun ja, einfacher.
Das heißt, du hast dich willkommen gefühlt. (lacht laut auf)
Blödmann. Aber ich musste nicht studiert haben, um mich zurecht zu finden zwischen Packing, xGoals und wie das alles heißt.
Und einen Professorentitel bekam schon, wer an der Taktiktafel ein paar gelbe Plättchen verschob.
Und jetzt wird der Ralf vielleicht Bundestrainer. Oder doch der Hansi. Fast egal, denn eins steht fest:
Bei uns in Hoffenheim waren sie ja beide.
„Wir sind Bundestrainer“: Könnte die Rhein-Neckar-Zeitung doch titeln.
Oder in Anlehnung an die legendäre BILD-Schlagzeile nach der Mondlandung 1969: „Der DFB ist jetzt ein Hoffi.“
(schlägt sich mit der flachen Hand vor den Kopf): Früher war wirklich alles besser. Sogar die Schlagzeilen.
Darauf trinke ich.
Prost, Heinz. (hebt das Glas) Ach Mist, ich wollte davon doch noch ein Making-of-Video machen.
(zwinkert) Prost. Ich mach schon mal den Mund auf. Das ist ja hier wohl das Wichtigste.
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