Page 70 - Spielfeld_Maerz_2021
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soll Berthold von Hohenberg hier das Kloster Gottesaue gegründet haben. Die Turmberg-Ruine auf dem 256 Meter hohen Turmberg am Rande des Karlsruher Stadtteils Durlach weist eine ebenso großartige wie wechselhafte Geschichte auf und ist heute ein prächtiger Aussichtsturm. Hier liegt geographisch der Übergang zwischen Schwarzwald und den Hügeln des Kraichgau. Der Platz hatte immer schon eine strategische Bedeutung. Noch bevor das Geschlecht der Hohenberger die Burg Mitte des 11. Jahrhunderts erbauen ließ, war dort etwa 200 Jahre zuvor die Burg von
Grötzingen („castrum Gretzingen“) mit Wohnturm entstan- den. Seit 1888 führt die Turmbergbahn den Berg hinauf zum beliebten Ausflugsziel. Alternativ führt die „Hexenstäffele“, ein Treppenweg mit 528 Stufen, von Durlach zur Turm- berg-Ruine mit dem 32,30 Meter hohen Bergfried mit zwei Aussichtsplattformen. Die obere in 29,60 Meter Höhe bietet eine gute Sicht über Karlsruhe, die Rheinebene bis zum Pfälzerwald und zu den Vogesen. Übrigens: In unmittelbarer Nachbarschaft der Anlage am Sepp-Herberger-Weg ist der Badische Fußball-Verband zuhause.
HEIMATKUNDE
   Der „Kleine Exerzierplatz“ in Braunschweig: Hier brachte Konrad Koch den Ball ins Spiel. (Archiv: Kurt Hoffmeister)
In Heidelberg kam der Fußball nach Deutschland
Der schöne Film „Der ganz große Traum“ mit Daniel Brühl als Konrad Koch, dem angeblichen „Er- finder“ des deutschen Fußballs, beschäftigte sich unterhaltsam mit diesem Fakt: 1874 galt bislang als Geburtsstunde des Fußballs in Deutschland. Der Lehrer Koch (1846-1911) führte Fußball, der in England schon populär war, an seiner Schule, dem Braunschweiger Martino-Katharineum, ein. Doch dank eines Zufallsfunds muss die deutsche Fußballgeschichte nun wohl von Grund auf neu
geschrieben werden. Der Mannheimer Historiker Lothar Wieser wollte in der Universitäts- bibliothek von Heidelberg eigentlich über Friedrich Hecker forschen, der in der Revolution von 1848 eine wichtige Rolle spielte. Im Jahr 1873 war Exilant Hecker nach Deutschland zurückgekehrt, der Historiker Wieser stöberte im Archiv der Badischen Landeszeitung. Dabei stieß er auf etwas Hochinteressantes: „Mein erster Blick ist gefallen auf das Thema: erstes Fußballspiel in Heidelberg. Das ist ein reiner Zufall! Dann habe ich gedacht: 1873? Das kann doch gar nicht sein! Fußball ist doch mit dem ersten Import des Fußballs von Konrad Koch in Braunschweig entstanden! Da habe ich angefangen zu recherchieren“, erklärte Wieser dem Journalisten Erik Eggers, der über die Entdeckung im Deutsch- landfunk berichtete. In der Heidelberger Zeitung vom 14. März 1873 fand Wieser ei- nen Text über die Begegnung zwischen dem Heidelberger Fußball-Club gegen den Canstatter Fußballclub am Tag zuvor. Das ist der älteste bisher bekannte Bericht über ein Fußballspiel auf deutschem Boden. Damit steht fest: Der tüchtige Konrad Koch hat den Fußball in Norddeutschland gefördert, aber die „Fußlümmelei“ (so wurde das neue Fußball-
spiel damals von Kritikern genannt) nach Deutschland gebracht hat er nicht.
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