Page 66 - Spielfeld_Maerz_2021
P. 66

 66
Tatsächlich stand Rittersbacher schon schnell nach seiner Amputation wieder auf. Drei Monate nach der Operation bekam er seine Prothese, einen Monat später stellte ihm Anpfiff ins Leben eine Carbon-Lauffeder zur Verfügung, mit der er nach und nach begann zu trainieren. Seine Motivation war ungebrochen: „Ich hatte mir überlegt, auf die Paralympics hinzuarbeiten. Die Zeiten der Läufer wären vielleicht erreichbar, aber dazu braucht es halt enorm viel Training. Mit Corona ist das derzeit ziemlich schwierig.“ Das gewohnte Lauftraining kann Anpfiff ins Leben aktuell nicht anbieten, lediglich einmal pro Woche ein Kräftigungstraining per Videokonferenz.
Rittersbacher macht derzeit eine Stunde pro Tag Sport, Laufen oder Radfahren. Mehr ist neben sei- nen zwei Kindern und dem Job bei einer Schweizer Bank in Zürich kaum möglich, auch wenn er durch Corona momentan nicht mehr so oft vor Ort ist. Früher machte er täglich zwei oder drei Stunden Sport: Laufen, Klettern, Bergsteigen oder Triath- lon. Für seinen Paralympics-Traum müsste er das Training wieder anziehen. „Aktuell mache ich mir da keinen Druck, aber vorstellen kann ich es mir schon. Und wenn ich mir Ziele setze, bin ich sehr verbissen und ehrgeizig.“ Der unbän-
dige Wille und die Motivation, auch über seine Schmerzgrenze hinaus zu gehen, verbinde ihn auch mit seiner Fotopartnerin Billa.
„Die beiden harmonierten beim Shooting perfekt“, erzählt Fotografin Simon. „Nici war voller Energie und Tatendrang. Man konnte regelrecht spüren, wie sie auf dem Platz alles gibt, um mit ihrer Mannschaft zu gewinnen. Lebensfreude pur.“ Auch Rittersbacher habe eine unheimlich positive Ausstrahlung. Er erzählte ihr seine Geschichte und dass der Sport Ansporn und Stütze für ihn sei. „Das berührte mich sehr. Seine Lebensfreude ging durch mich hindurch und steckte an. Durch seine innere Haltung und Lebenseinstellung hinterließ er einen sehr beson- deren Eindruck. Nach dem Shooting sagte ich mir: ‚Nicole, wenn du noch einmal jammerst, dann schäme dich.‘“
„Die Entschlossenheit, im Sport und Leben alles zu geben, haben eigentlich alle Sportler gemeinsam. Sie geben niemals auf, glauben immer an sich.“
NICOLE SIMON
  „Der Sport verbindet Menschen“
Für TSG-Profi Sebastian Rudy war die Teilnahme am inklusiven Charity-Projekt absolute Ehrensache: „Ich habe bei „The Face of Athletes“ mitgemacht, weil ich den inklusiven Grundgedanken absolut teile. Mich hat beeindruckt, mit welcher Leiden- schaft etwa mein Shooting-Partner, der Ampu- tierten-Fußballer Stefan Schmidt, seine Situation gemeistert hat.“ Der Hobby-Fußballer Schmidt hatte im Jahr 2017 nach einem Zusammenprall bei einem Kreisliga-Spiel samt Schien- und Wadenbeinbruch aufgrund von Komplikationen seinen rechten Unterschenkel verloren. In nur zwei Jahren schaffte er dann zum Kapitän der Amputierten-Nationalmannschaft. Für TSG-Profi Rudy ist klar: „Es ist egal, ob du ein oder zwei Beine hast, wo du herkommst oder wie talentiert du bist. Der Fußball, der Sport allgemein verbindet Menschen. Das ist seine vielleicht größte Stärke.“
REGION

























































































   64   65   66   67   68