Page 53 - Spielfeld_Maerz_2021
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 53
 präsentiert von
   Im Sommer 2020 pilgerten über zwölf Wochen jeden Sonntag Basketballer, Handballer, Volley­ baller, Hockeyspieler und Amateur­Fußballer
beiderlei Geschlechts auf das Gelände der TSG Hoffenheim. Sie waren einer speziellen Einladung des TSG ResearchLab gefolgt. Im Schichtbetrieb von 9.00 bis 20.00 Uhr nahmen sie an wissenschaftli­ chen Tests teil. „Die Helix ist heiß gelaufen“, sagt Paul Ehmann lachend. Der 28­Jährige, der an der Goethe­Universität in Frankfurt seinen Bachelor und Master in Psychologie abgelegt hat, erstellte eine umfassende Studie mit 150 Sportler*innen der erwähnten Mannschaftssportarten, um damit die Funktionsweise der im vorigen Jahr eröffneten Helix­Arena wissenschaftlich zu untermauern. Aus dieser und weiteren Studien wird in den nächsten Jahren Ehmanns Doktorarbeit entstehen.
Als die neue Helix im März 2020 vorgestellt wurde, hatte Professor Jan Mayer erklärt, für das neue Gerät müsse nun „eine Gebrauchsanweisung“ erstellt werden. Das Ziel des Hoffenheimer Sport­ psychologen der TSG Hoffenheim, der seit 2019 das TSG ResearchLab leitet, wird nun umgesetzt: Das Handbuch für die Helix­Anwendung ist in Arbeit. Ehmann hat – betreut von Jan Mayer und dessen Assistenten Jan Spielmann in einer Kooperation mit der Goethe­Universität Frankfurt – mit seinem Forschungsprogramm entscheidenden Anteil dar­ an. „Jan und Jan hatten die Basis der Helix gelegt. Für mich war es eine tolle Sache, dass ich daran beteiligt sein durfte, die Programme zu entwickeln. Es war ein halbes Jahr lang ein Kraftakt mit sehr kleinteiliger Arbeit, aber wir sind total zufrieden, wie alles funktioniert“, sagt Ehmann.
Dann begann für den Frankenthaler, der für die TSG vier Jahre in der U17 und U19 spielte, das For­ schungsprojekt mit dem sonntäglichen Testprogramm. Ein ganzes Paket von Fragen soll damit in der Zukunft beantwortet werden. Wie sind künftig Trainingsver­ fahren zu entwickeln und wie setzt man sie um? Wie können Sportler*innen bestimmte Gehirnfunktionen in der Helix trainieren und welcher ist der effektivste Weg dahin? „Was messen wir mit der Helix? Und wie fehlerfrei sind die Ergebnisse“, ergänzt Ehmann die Aufgaben, die schon abgearbeitet wurden.
Was in der Helix abläuft
In der Helix­Arena geht es um das Themenfeld der Exekutiven Funktionen, einem Begriff aus der Hirnforschung und Kognitionspsychologie. Letztlich wird in dem aufwendig erstellten Trai­ ningsgerät ein Gehirntraining erfolgen. „Wie wird man schneller im Kopf?“ Die Antwort auf diese Kernfrage, die Jan Mayer seit Jahren auch als Buchautor beschäftigt, geht Paul Ehmann in seinen Studien und seiner Doktorarbeit nach. Bestimmte Programme laufen dafür in der Helix ab. Das erste heißt „Multiple Object Tracking“ und ist die Weiterentwicklung einer bekannten Aufga­ be. Avatare in zwei verschiedenen Farben laufen kreuz und quer an den Wänden des Raums mit seinen sechs Metern Durchmesser. Die Aufgabe lautet, zwei – vorher bestimmte – Roboter bis zum Spielende zu verfolgen. Das erfordert höchste Konzentration, weil die beiden sich farblich nicht unterscheiden von anderen ebenfalls permanent kreuz und quer laufenden Figuren. Die Testperson bestimmt die beiden richtigen Kandidaten, indem er den Remote Controller, eine „Fernbedienung“, auf sie richtet und mit einem Klick markiert. Die Geschwindigkeit des Programms lässt sich kontinuierlich steigern. Weitere Prüfungen mit den Namen „Numbers“, „Match“ und „Spheres“ wurden vom Team des TSG ResearchLab entwickelt, in denen es unter anderem um das „räumliche Arbeitsgedächtnis“ und „schnelles Umschalten“ geht. Das Top­Programm heißt Neo 360 und ist ein Virtual Reality­Spiel. Die Spielsituation hat eine sehr motivierende Wirkung auf die Testpersonen.
 


























































































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