Page 88 - Spielfeld_Februar_2021
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    Immer im höchsten Tempo unterwegs: Ihlas Bebou gehört zu den schnellsten Spielern – und wird entsprechend stark belastet.
„Man muss grundsätzlich Belastung und Beanspruchung unterscheiden. Die Belastung ist für alle gleich, aber die Beanspruchung ist unterschiedlich.“
PROF. JAN MAYER
Bei der Debatte um die Belastung im Leistungssport spielt nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche der Spieler eine wichtige Rolle. Das beschrieb Florian Grillitsch im Januar nach dem Start der Rückrunde sehr deutlich: „Die Belastung ist krass. Vom Körper geht es, auch wenn man sich mal nicht so gut fühlt, aber vom Kopf her ist es richtig schwierig. Jeden Tag emotional auf das Level zu kommen, ist nicht so leicht. Der Kopf spielt für mich eine größere Rolle als der Körper und wird mehr belastet.“ Auch auf diesen Stress reagieren die Spieler nicht gleich. Die Belastung wird unterschiedlich wahrgenommen und empfunden. Der eine sieht darin eine Heraus- forderung, will sich noch stärker präsentieren. Der andere verzagt schneller, neigt zum Zweifeln. Der eine steckt eine hohe Belastung gut weg, wächst sozusagen „über sich hinaus“, der andere spürt die eigentlich objektiv gleiche Belastung viel heftiger als sein Teamkollege.
UNTERSCHIED ZWISCHEN BELASTUNG UND BEANSPRUCHUNG
„Man muss grundsätzlich Belastung und Bean- spruchung unterscheiden. Die Belastung ist für alle gleich, aber die Beanspruchung ist unterschiedlich“, betont Prof. Jan Mayer, Sportpsychologe der TSG, und verweist darauf, dass für die Abgrenzung zwi- schen Belastung und Beanspruchung sogar eine DIN-Norm besteht (siehe Kasten). Ein einfaches Beispiel dafür: Wenn ein 50 Kilogramm schwerer Kartoffelsack drei Etagen hoch geschleppt werden muss, ist die Belastung für jeden erstmal gleich, aber die Beanspruchung für einen 1,60 Meter klei- nen und 50 Kilo leichten Menschen ist erheblich größer als für einen Hünen von zwei Meter Länge und 100 Kilogramm Gewicht. Und durchaus ähnlich verhält es sich in einer Fußballmannschaft. Eigent- lich sollten viele Trainingseinheiten möglichst in- dividuell gestaltet werden, wie es zum Beispiel am Tag nach einem Spiel geschieht, wenn die Stamm- spieler locker auslaufen und die nicht oder nur kurz eingesetzten Profis hingegen ein strammes Pro- gramm (Spielersatztraining) absolvieren müssen. Aber den Kader zu oft in verschiedene Gruppen aufzuteilen, stößt an Grenzen, weil eine Mannschaft nur über gemeinsame Übungen zu einer Einheit geformt werden kann. „Man kann im Training eini- ges tun, um die Ressourcen zu schonen“, sagt Prof. Mayer. „Wir können feststellen, welche körperlichen und psychischen Ressourcen jeder TSG-Spieler hat. Damit kann man auch festlegen, wie jeder indivi- duell gesteuert werden soll.“ Das TSG-Trainerteam bemüht sich ständig darum, die Belastung im Training zu steuern, für den gesamten Kader und jeden einzelnen.
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