Page 68 - Spielfeld_Februar_2021
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Wie verlief das vergangene Jahr für Sie?
„Das war schon sehr besonders. Es fanden nur wenige internationale Wettkämpfe statt, ich persönlich hatte mich entschlossen, dafür nicht ins Ausland zu reisen und eine nationale Saison zu gestalten. Ich konnte Monate lang nicht wirklich gut trainieren, im ersten Lockdown auch, weil ich mir eine Rückenprellung in der Hallensaison zugezogen hatte, die ich so langfristig auskurieren konnte. Mit der Olympia-Absage war der Druck raus, dass ich schnellstmöglich wieder fit sein musste und so konnte ich mir mehr Zeit nehmen, zum Beispiel für den Online-Kurs, aber auch, um über einiges nachzudenken. Bei mir hat sich ja auch einiges ergeben, im Hinblick auf einen Trainer- und Ortswechsel. Es gab viel zu verarbeiten, allein so eine Olympia-Absage muss man erstmal verdauen. Ende Mai habe ich dann begonnen, mich auf die Freiluft-Saison vorzubereiten ...“
... in der Sie dann aus verkürztem Anlauf mit 7,03 Metern an die Weltspitze sprangen.
„Ja, damit habe ich tatsächlich viel mehr erreicht, als ich mir das vielleicht noch am Anfang der Saison zugetraut hatte. Auch das macht die Auszeichnung „Sportlerin des Jahres“ so wertvoll – mit 16 Schritten über sieben Meter zu springen, ist schon beeindru- ckend und damit die Welt anzuführen, macht mich unglaublich stolz und glücklich. Gleichzeitig lässt mich das weitestgehend zuversichtlich auf dieses Jahr blicken, soweit denn Wettkämpfe möglich sind.“
Wie hält man bei dieser permanent ungewissen Lage denn die Spannung und motiviert sich?
„Ich habe für mich gelernt, in kleineren Schritten zu denken, wochenweise. Jetzt, zu Beginn der Hallensaison, muss man fast tageweise denken, erste Wettkämpfe wurden schon abgesagt. Das ist schade, in Anbetracht der Lage aber natürlich rich- tig. Es schwingt sehr viel Ungewissheit mit, vieles liegt einfach nicht in meinen Händen. Ich versuche, mich auf das zu konzentrieren, was ich ändern kann, schaue, dass ich mein Training gut mache, immer mein Bestes gebe, selbst wenn ich mal einen Tag habe, wo es mir schwerer fällt. Mehr geht nicht.“
Sie meditieren regelmäßig, welche Rolle spielt das dabei?
„Das hilft mir sehr, es beruhigt ungemein, wenn man sich auf seinen Atem konzentriert. Meditation ist ein guter Weg, nochmal zu reflektieren, die Ge- danken zu scannen und sich darauf zu fokussieren, worüber man nachdenkt. Wenn man mit seinen Gedanken achtsam ist, kann einem viel auffallen. Wenn du zum Beispiel gerade in einer Negativ- spirale steckst, negative Denkmuster hast, kannst du dadurch wieder den Weg heraus finden. Ich denke, so kommt man ganz gut durch die Corona- Krise. Das hilft ja nicht nur Sportlern, sondern jedem, der sich die Zeit nimmt, sich eine Auszeit gönnt, um nachzudenken und positiv in den Alltag zurückzu- finden.“
„Meditation ist ein guter Weg, nochmal zu reflektieren, die Gedanken zu scannen und sich darauf zu fokussieren, worüber man nachdenkt.“
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