Page 52 - Spielfeld_Februar_2021
P. 52

  52
Da geht's lang: Die TSG-Frauen peilen den dritten Tabellenplatz und die Champions League-Qualifikation an.
Was zeichnet die TSG für Dich aus?
„Natürlich war und ist es einerseits die Möglichkeit der dualen Karriere, des Studiums oder der Aus- bildung. Dadurch hat man die Spielerinnen auch langfristig gebunden, es gibt wenig Fluktuation. So konnte sportlich etwas wachsen und zugleich fördert es den familiären Charakter. Zudem werden hier Werte wie Disziplin, Ehrgeiz und Leidenschaft von der ersten Trainingsminute bis zum letzten Abpfiff gelebt, gefördert und auch gefordert. Der Verein hat dann von Jahr zu Jahr immer mehr die Strukturen dafür geschaffen, zu wachsen. Wir stecken uns hohe, aber realistische Ziele – und wir wissen auch, was wir dafür brauchen, um die Ziele zu erreichen.“
Und diese Saison ist Platz drei das offensive Ziel.
„Ja, das haben wir so formuliert. Und das wollen wir jetzt auch erreichen.“
Um dann in der Champions League zu spielen, liebend gern vor Zuschauern.
„Das wäre ein Riesentraum. Es wäre einfach sehr schön, wenn wieder Fans ins Stadion dürften. Ohne sie machen die Siege dann doch nur halb so viel Spaß. Die Fans fehlen uns. Die Partien hatten am Anfang von den äußeren Bedingungen her ein wenig Testspiel-Charakter. Sobald das Spiel angepfiffen wird, bekommt man als Spieler gar nicht mehr so viel mit, aber das ganze Drumherum, das vermisse ich schon sehr.“
Vielleicht kommen dann ja auch ein paar TSG-Profis zu Eurem Champions- League-Spiel.
„Wir würden das Team zumindest in Gänze einla- den. Es ist schon ein kleiner Traum, dass das Diet- mar-Hopp-Stadion einmal ausverkauft oder nahezu ausverkauft wäre. Dazu müssten vielleicht auch mal ein paar Fans der TSG-Männer zu uns kommen.“
Manche Männer tun sich da offenbar immer noch schwer ...
„Ja. Hier hat es sich in der Gesellschaft schon entwickelt, aber noch nicht zu einhundert Prozent, wir sind ja auf gar keinen Fall als gleichberechtigt anerkannt. Die Wahrheit ist: Es gilt immer als etwas Besonderes, wenn eine Frau eine tolle Leistung vollbringt. Dann heißt es: Toll, eine Frau. Anstatt es einfach mal hinzunehmen, unabhängig vom Geschlecht. In puncto Frauenfußball sieht man es ja auch an kleinen Sachen, zum Beispiel bei Social Media: Wenn da ein schönes Tor aus dem Frauen- fußball gepostet wird, sind manche Kommentare schon vorher klar: „Torhüterin kann nichts“, „Den hätte ja mein Opa gehalten“. Menschen, die den Frauenfußball nicht mögen, kritisieren ihn statt sich einfach nur zurückzuhalten. Das ist sehr schade.“
Nicht nur die Bewertung, auch die Entlohnung ist nicht zu vergleichen.
„Ja, das ist von Anfang an klar gewesen. Schon als kleines Mädchen weißt Du: Du kannst Fußball spielen, du kannst viel Fußball spielen als Frau – und du kannst auch relativ erfolgreich spielen als Frau: Aber es wird nicht reichen, dass du dann ausgesorgt hast. Natürlich hat sich auch das entwickelt, gar keine Frage, aber das sollte erst einmal jeder Frau klar sein. Und für mich persönlich kommt es nicht in Frage, alles auf eine Karte zu setzen und nur Fußball zu spielen.“
Du stellst das nüchtern fest, aber Du klingst dabei nicht verbittert.
„Man sollte schon glücklich sein mit dem, was man hat – und nicht unbedingt immer nur danach streben, was man sonst noch gern möchte oder alles noch sein könnte. Ich glaube, mit der Haltung fährt man ganz gut.“
VEREIN


















































































   50   51   52   53   54