Page 90 - Spielfeld_Januar_2021
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  Chancenlos: Torwart Jan Jongbloed im WM-Finale 1974
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„Früher trug ich die 11“
Håvard Nordtveit spielt seit 2017 für die TSG – und trägt die Nummer 6. Aber warum eigentlich? SPIELFELD fragte den 30-jährigen Norweger.
H owie, Du trägst bei Hoffenheim und in der norwegischen Nationalmannschaft die Nummer 6. Gibt es dafür Gründe? „Ich hatte sie in der Nationalmannschaft zugeteilt be-
kommen. Als ich dann zur TSG gewechselt bin, hat Alexander Rosen mir gesagt, dass sie hier ebenfalls frei war und sie mir angeboten. Einen besonderen Grund gab es aber nicht.“
Hast Du denn eine andere Lieblingsnummer?
„Die 11. In der Jugend habe ich sie immer getragen. Aber da habe ich auch noch etwas offensiver gespielt. Als Defensivspieler ist die 11 eher unpassend, daher habe ich dann andere Num- mern bekommen. Die Nummer 6 passt auch ganz gut zu mir, würde ich sagen. Sie kann im Mittelfeld und in der Verteidigung eingesetzt werden – genau wie ich.“
Gab es einen Grund dafür, dass Du früher die 11 getragen hast?
„Das war die Rückennummer, die mein großer Bruder Vegard hatte. Weil er sie getragen hat, dachte ich, dass es etwas Besonderes ist und habe sie mir auch ausgesucht. Früher war mein Bruder immer mein großes Vorbild und ich wollte das machen, was er macht.“
ZAHLENSPIELE BEI WELTMEISTERSCHAFTEN
 In der Offensive waren die Auswirkungen jedoch ge- ringer. Die 10 blieb den Spielmachern und Virtuosen vorbehalten, die 9 den zentralen Angreifern. 7 und 11 werden auch heute noch gern von Außenstürmern getragen. Abweichungen und Neuheiten gibt es aber auch im Angriff, wie der Kunstbegriff der „falschen Neun“ zeigt, die zwar in der Spitze spielt, eigentlich aber im Mittelfeld zu Hause ist. Und auf dem Trikot ist die Zahl immer die gleiche, ob der Spieler nun eine „falsche“ oder eine „echte“ Neun spielt. Wenn ein Stürmer mit einer niedrigen Nummer spielt, sorgt das zudem noch immer für Aufsehen. So auch bei Ex-TSG-Angreifer Sandro Wagner, der beim FC Bayern München mit der 2 auf Torejagd ging, weil es sein „zweiter Anlauf in München“ war.
ZAHLENSPIELE DER WM
Bei den großen internationalen Turnieren sind die einstigen Bedeutungen der Nummern für das Spiel noch immer zu beobachten und fallen vermehrt auf. Da die Verbände FIFA und UEFA bei Welt- und Euro- pameisterschaften nur fortlaufende Nummern bis 23 erlauben, erlangen klassische Nummern bei den größten Fußball-Turnieren der Welt noch heute eine Wertsteigerung. Zum einen, da persönlich gewählte und im Klub getragene Nummern jenseits der 23 nicht zur Wahl stehen und zum anderen, weil es oftmals als besondere Ehre gesehen wird, die Nummern einstiger Helden und Legenden auf dem Nationaltrikot zu tragen. Einige von ihnen hatten mit der Wahl ihrer Nummer allerdings nichts zu tun – manche Nationaltrainer verteilten die Nummern der Feldspieler einfach alphabetisch. Das galt etwa für die Niederländer bei der WM 1974 – was dazu führte, dass Torhüter Jan Jongbloed mit der 8 auf dem Rücken auflief. Ach ja: „König Johan“ Cruyff durfte seine geliebte „14“ den- noch behalten – so wie acht Jahre später der junge Diego Maradona die Nummer 10 der Argentinier. Ansonsten aber folgten die Südamerikaner ebenfalls dem Alphabet und bescherten so dem Mittelfeldspieler Osvaldo Ardiles die Nummer 1.
Egal aus welchen Motiven – viele Spieler haben in der Fußball-Historie neben Positionen auch Nummern geprägt.




















































































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