Page 84 - Spielfeld_Dezember_2020
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  Begeisternde und begeisterte Truppe: die Wieslocher Wiesel.
„Für uns ist das eine Herzenssache, für sie Lebens- inhalt. Wir sind eine Familie“, sagt der 53-jährige Thorsten Wallenwein. Teilweise packen die Handballer ihre Sporttasche schon eine Woche vor dem Training. Bei vielen wartet sie nun schon mehrere Wochen auf den Einsatz. Nach langer Corona-Zwangspause wichen die Wiesel im Sommer zum Training auf den Talwiesen-Sportplatz in Wiesloch aus. Für das Gelände hat Wallenwein einen Plan: Sie würde es gern in eine Inklusionssportstätte umwandeln. „Wir überlegen, dort ein kleines Zentrum zu bauen, um die Menschen über Wiesloch hinaus anzusprechen: mit inklusiven Angeboten, die allen offenstehen“, erklärt der Vorsitzende Walter. Ohne Sponsoren sei das allerdings nicht möglich. Durch Corona mangele es der TSG Wiesloch sogar an neuen Mitgliedern: „Niemand weiß, wie es weitergeht. Da tritt kaum jemand einem Verein bei.“ Und auch das für die Wiesel wichtige Sammeln von Sponsorengeldern und Spenden ist ohne Planbarkeit kaum möglich.
Trotz allem bleiben die Wallenweins optimistisch. Das neue Zentrum soll zeitnah realisiert werden, langfristig möchten sie in ihrem Verein die Abteilung Inklusion etablieren: „Jeder Mensch mit einer Behinderung kann sich anmelden und wir begleiten ihn dann in andere Abteilungen.“ Handball müsse das nicht mehr zwingend sein. Schon jetzt können sich die Wiesel in Leichtathletik, Judo oder Triathlon ausprobieren und sogar an Wettkämpfen teilnehmen. „Wenn du im Ziel die glücklichen Gesichter siehst, weißt du genau, warum du das alles machst. Das tut auch uns gut“, sagt Wallenwein. „Bei allem sportlichen Ehrgeiz vergessen wir nie, dass mit diesen beson- deren, einzigartigen Menschen unser Leben um ein Vielfaches bunter wurde“, bestätigt ihn seine Frau, die mit ihrem ehrenamtlichen Tatendrang schon ihre vier Kinder angesteckt hat – alle sind als Trainer bei
den Wieseln aktiv. Sie selbst ist sogar im Trainerteam der Nationalmannschaft, mit der 2019 auch zwei ihrer Spielerinnen zu den Special Olympics World Summer Games nach Abu Dhabi fliegen durften. Lange arbeitete sie als kaufmännische Angestellte, sattelt nun aber um und wird künftig hauptberuflich mit benachteiligten Menschen zusammenarbeiten.
„Es ist Wahnsinn, wie viel Herzblut die beiden in die Sache stecken“, sagt Daniel Wagner. Er wartet weiter sehnsüchtig darauf, wieder trainieren zu können. „Und ins Stadion zum Fußball will ich auch endlich wieder.“ Thorsten Wallenwein erzählt, dass viele Menschen durch den Sport und die Gemeinschaft deutlich aufgeschlossener wurden, manche sagen sogar, dass es ihr Leben verändert hat. Wagner kann das bestätigen: „Ich habe dort neue Freunde gefunden, mit denen ich mich auch privat treffe, so etwas kannte ich vorher gar nicht.“ Bei den Wieseln werde er so akzeptiert wie er ist. „Da heißt es nicht, da kommt der schon wieder, sondern: Servus Daniel, schön, dass du da bist.“
 Vier Wiesel-Teams in Wiesloch
Die Wiesel stellen aktuell vier Handball-Teams:
• Youngsters: Für Kinder mit und ohne Handicap von 4 bis 12 Jahren.
• Mix: Sportler und Anfänger mit und ohne Handicap ab 12 Jahren.
• Liga-Team Wiesel I: Für alle Jungen mit Handicap (im Training auch ohne Handicap) ab 14 Jahren.
• Liga-Team Wiesel II: Für alle Mädchen mit Handicap (im Training auch ohne Handicap) ab 14 Jahren.
Außerdem werden die Sportarten Leichtathletik, Triathlon und Judo angeboten.
Weitere Infos unter www.tsg-wiesloch.org/wiesel und www.facebook.com/wiesel2014
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