Page 36 - Spielfeld_Dezember_2020
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Top-Talent im Auslandsstudium
Ryan Sessegnon ist ein Phänomen. Profi-Debüt mit 16, Premier-League- Start im Alter von 18 und ein Jahr später, immer noch als Teenager,
der Wechsel vom FC Fulham zum damaligen Champions-League-Finalisten Tottenham Hotspur – für rund 27 Millionen Euro. Im Oktober 2020 wechselte der englische U21-Nationalspieler dann auf Leihbasis zur
TSG Hoffenheim. Ein Transfercoup: Der mittlerweile 20-Jährige stand bei sämtlichen Top-Klubs der Premier League auf dem Zettel und ist neben den Dortmundern Jadon Sancho und Jude Bellingham eine der größten englischen Fußball-Hoffnungen.
Menschen, die Ryan Sessegnon schon länger kennen, be- schreiben ihn als außergewöhnlich höflichen Menschen. Alistair Mackintosh zum Beispiel, ein Offizieller des FC
Fulham. Jenem Klubs also, zu dem der Engländer als Acht- jähriger wechselte, bei dem er acht Jahre später zum zweit- jüngsten Torschützen der zweiten englischen Liga wurde und
der ihn auch in seiner persönlichen Entwicklung entscheidend geprägt hat. Mackintosh hat all dies beobachtet. Der 50-Jährige erzählt gern eine Anekdote, wenn er das Top-Talent beschreiben
soll: „Nach einem Abendspiel musste Ryan zum Dopingtest. Als
er fertig war, waren alle weg – auch der Zeugwart. Also nahm er seine Ausrüstung mit nach Hause und brachte sie am nächsten Tag gewaschen und gebügelt wieder mit.“
Es ist eine Randnotiz im Leben des 20-Jährigen. Und doch vielsagend in einem Business, in dem Kontostände vieler junger Spieler deutlich schneller wachsen als ihre Trophäensammlungen. Doch Sessegnon verliert die Bodenhaftung bloß, wenn er mit seinen Sprints die linke Außenbahn bearbeitet. Die Kombination aus Tempo und Technik ist so explosiv, dass der englische „Telegraph“ den gebürtigen Londoner mit einem zweifelhaften Kompliment bedachte, das so gar nicht zu Mackin- toshs Beschreibung passt: „Abwehrspieler hassen ihn.“
Hört man die Aussagen seiner Hoffenheimer Mitspieler über Sessegnon, wird klar, dass diese These nicht für seine Mitspieler gilt und keinerlei private Gründe hat. Seit seiner Ankunft hat sich der U21-Nationalspie- ler blendend eingefügt. Auf dem Platz, wo er sich auf Anhieb etabliert hat – und auch neben dem Spielfeld, wo er als höflicher und witziger Teamkollege gilt. Besonders kümmern musste sich ohnehin niemand um Sessegnon, der trotz seines jungen Alters schon über eine vierjäh- rige Profi-Erfahrung verfügt und in Hoffenheim nun den Weg beschrei- ten will, den zuvor schon David Alaba, Serge Gnabry und Reiss Nelson beschritten, für die das Lehrjahr im Kraichgau eine wichtige Station auf dem Weg in die internationale Elite war. Prominente Beispiele, die der TSG den Ruf als exzellente Ausbildungsstation beschert haben.
  PROFIS






















































































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