Page 8 - Spielfeld_November_2020
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 Kinder, wie die Zeit vergeht
 Ausgelassen: Sören Lerby (Mitte) feiert mit Dieter Hoeneß (l.) und dem rauchenden Norbert Nachtweih den Gewinn des DFB-Pokals in der Saison 1985/86.
Der 13. November 1985 war ein stressiger Tag – zumindest für viele Fuß- ballfans, denn es waren national und international extrem wichtige Spiele angesetzt. Vor allem aber für Sören Lerby – denn der Däne stand gleich
in zwei Duellen auf dem Rasen. Aber von vorn: Lerby war zu jener Zeit einer der Stars des FC Bayern München und sollte seinen Klub im DFB-Pokalspiel in Bochum ins Viertelfinale führen. Allerdings war er auch einer der Stars der dänischen Nationalmannschaft, die er wiederum beim WM-Qualifikationsspiel in Irland zur Weltmeisterschaft nach Mexiko führen sollte. Eine verzwickte Lage, doch die aktuellen Diskussionen über Belastung von Fußballprofis war vor 35 Jahren noch nicht einmal zu erahnen – und so handelte Bayern-Manager Uli Hoeneß einen gewagten Deal mit Dänemark-Trainer Sepp Piontek aus: Lerby sollte das Feld verlassen, sobald der benötigte Punkt für die Dänen – nun ja – sicher sei. Dann sollte der Mittelfeldspieler von Hoeneß und mit Polizeies- korte direkt aufs Rollfeld gefahren werden, mit dem Learjet von Dublin nach Düsseldorf fliegen, um dann erneut von Hoeneß – dieses Mal im Porsche – ins Ruhrstadion nach Bochum kutschiert zu werden. So weit, so gut, doch es dau- erte bis zur 58. Minute, ehe Dänemark das für Sicherheit sorgende 3:1 erzielte. Mit nassen Haaren sprang Lerby in Dublin zu Hoeneß ins Auto – und kam erst Stunden später, Zeitverschiebung sei Dank, verschwitzt in Bochum an: Ein Stau vor dem Stadion hatte ihn dazu gezwungen, die verbliebenden zwei Kilometer zu laufen. „Du bist spät dran“, raunzte ihm Trainer Udo Lattek bei der Ankunft entgegen. So reichte es nur zu einem Einsatz in der zweiten Hälfte. Bayern trennte sich 1:1 vom VfL – nach Verlängerung. Das Wiederholungsspiel aber gewannen die Bayern vier Wochen anschließend 2:0 (auch dank eines Treffers von Sören Lerby) und holten später auch den DFB-Pokal. Ermöglicht durch den ungewöhnlichen Einsatz des Doppelagenten Lerby, der trotz des Adrenalins und der Erfolge das Abenteuer von zwei Partien in zwei Ländern innerhalb von sechs Stunden nicht wiederholen wollte: „Zwei Spiele an einem Tag, das machst du nur einmal im Leben.“
 Härringers Ecke
 © 2020 Christoph Härringer, www.facebook.com/Spottschau
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