Page 69 - Spielfeld_November_2020
P. 69

    Konzentriert am Zeichentisch: Wilhelm Schneider
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 69
Kunst-Objekte darin stammen von ihm. Überall Bronzefiguren, glänzende Granitkugeln und immer wieder weiße Skulpturen aus Marmor. Carrara-Mar- mor muss es sein. Den holt er sich immer noch selbst aus der gleichna- migen Stadt in der Toskana. „Vor zwei Wochen bin ich wieder hingefahren und habe eine halbe Tonne geholt. 800 Kilometer, einfach. Dort besorgt ihm ein befreundeter Steinmetz das wertvolle Material. „Wenn ich komme, schreit sein Sohn schon mal: Hoffen- heim! Ich bringe ihm manchmal einen Schal oder eine Mütze mit. Man kennt die TSG da unten.“
Schneider entfaltet eine tischdecken- große Skizze der Firma Babcock Noell und streicht sie mit seinen langen Fingern glatt, „Kunst am Stadion“ steht klein im Eck. Die „günstigste Neuerwerbung der TSG“, so schrieb die Firma einst, ist aus verschiedenen Perspektiven abgebildet. Die 3-D-Vor- lage diente als Basis für Schneiders endgültige Freigabe zur Fertigung. Das Edelstahl schnitt die fränkische Firma FMS per Hochleistungs-Laser zu und schweißte es in Fußballer-Form. Die Firma Kusser aus der Nähe von Passau lieferte zwei massive Gra- nitsockel. Die Bewegung ermöglicht ein dünner Wasserfilm zwischen der Granitscheibe, auf der die Skulptur steht und dem Basisstein darunter, erklärt Schneider. „Minimaler Was- serdruck reicht aus, damit sie sich dreht.“ Im November 2008 war der kantige Kicker schon einsatzbereit, die TSG spielte damals an der Tabel- lenspitze, offiziell übergeben wurde die Statue aber erst bei der Eröffnung des Stadions am 24. Januar 2009. Vorher setzte ein Kran die Elemente im Kreisverkehr aufeinander.
Auch mit 85 hört der Künstler nicht auf zu gestalten. In seinem Garten- häuschen hat er sich eine Werkstatt eingerichtet: Sandstrahler, Kompres- sor, Hohlbohrer, Holzspalter, ein rie- siges Absauggerät für den Staub, der bei seinen Arbeiten entsteht. „Für einen Ein-Mann-Betrieb reicht's“, sagt er. Alles ist von feinem, weißen, kreidigen Puder überzogen, überall liegen Marmorstücke. „Da wird kein Brocken weggeworfen.






























































































   67   68   69   70   71