Page 54 - Spielfeld_November_2020
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Interview
„Der Fußball soll immer Spaß machen“
  Sejad Salihovic ist eine Legende der TSG. Zwischen 2006 und 2015 erzielte er in 249 Pflichtspielen für die Hoffenheimer Profis 67 Tore und bereitete 61
Treffer vor. Im Sommer kehrte der gebürtige Berliner in den Kraichgau zurück und hospitierte bei U17-Trainer Kai Herdling. Als dieser in die U23 berufen wurde, folgte ihm der 36-Jährige als Assistent.
Wie kam es zum Wechsel auf die Trainerbank?
„Ich habe zwei Jahre vom Fußball abgeschaltet und ein Haus in der Region gebaut. Der Kontakt zu Kai und zur TSG ist aber nie abgerissen, und ich hatte seit meinem Wechsel aus Berlin nach Hoffenheim auch nie das Gefühl hier weg zu wollen. Wir haben öfter über eine Zusammenarbeit gesprochen. Dann hat sich die Option ergeben, bei Kai in der U17 zu hospitie- ren. Wir kennen uns sehr lange und haben, was Fußball und Mannschaftsführung angeht, sehr ähnliche Gedanken. Darum ging dann alles sehr schnell. Ich habe im August angefangen, dann kam im Oktober schon der Sprung als Co-Trainer in die Regionalliga. Es macht mir Spaß, wir arbeiten gut zusammen,
darum habe ich nicht gezögert, ihn zur U23 zu begleiten. Ich bin froh, wieder im Fußball zu sein, und es ist spannend zu sehen, wie professionell alles geworden ist, wie sich der Fußball entwickelt hat und auf welchem Niveau junge Spieler mittlerweile trainieren.“
Wie gefällt Dir die Rolle als Co-Trainer?
„Ich kenne das Geschäft und bin lange genug dabei – hatte aber viele Jahre eine andere Sicht auf die Rolle des Trainers. Die Aufgabe ist nicht einfach, aber ich habe jetzt für gewisse Problematiken
und Situationen viel mehr Verständnis als früher. Ich glaube, für mich ist es die perfekte Rolle. Ich bin als zweiter Assistent das Bindeglied zwischen Spielern und Trainern. Ich kann den Talenten meine Erfahrungen weitergeben. Das mache ich etwa beim Standardtraining. Dies ist eine Frage der Übung und des Willens. Wenn ich Erfolg haben will, muss ich mir nach jeden Training 20 Minuten nehmen, dann treffen die Bälle irgendwann das Tor. Das sage und zeige ich den Jungs.“
Wie beurteilst Du Kai als Trainer?
„Kai macht es unglaublich gut. Seine Präsenz, seine Anspra- che und seine Philosophie gefallen mir sehr. Er denkt offensiv und nimmt den Spielern die Angst, Fehler zu machen. Unser gemeinsamer Ansatz ist es, dass Fußball immer noch Spaß machen soll und die Spieler auf dem Platz keine Roboter sein dürfen, die nur Befehle ausführen. Sie müssen auf dem Platz auch eigene Ideen entwickeln dürfen. Das macht gute Spieler aus – und das fördert Kai. Er verliert nie den Fokus auf die bevorstehende Aufgabe und das Menschliche. Er gibt jedem das Gefühl: Das ist hier nicht bloß Business, wir müs- sen genießen, was wir tun. Kai ist ein sehr positiv denkender Mensch, das gibt er weiter. Ich kannte ihn schon als Spieler, da hat er ähnlich gearbeitet: immer fleißig und selbstopti- mierend. Er will vorankommen und ich bin überzeugt, dass er seinen Weg gehen wird.“
Möchtest Du die Trainerlaufbahn ebenfalls einschlagen?
„Ich sehe mich derzeit nicht als Cheftrainer. Meine momen- tane Rolle macht mir riesig Spaß, und ich werde Trainer- scheine machen. Aber auch zukünftig sehe ich mich eher als rechte Hand mit gutem Draht zur Mannschaft. Ich bin dankbar, das machen zu können, was ich liebe. Der Verein hat sich eindrucksvoll weiterentwickelt. Ich habe sicher viel für die TSG geleistet, aber die TSG hat mir auch extrem viel zurückgegeben. Darum ist es eine perfekte Kombination. Die TSG gehört zu meinem Leben. Ich bin glücklich, wieder hier arbeiten zu dürfen.“
 VEREIN



















































































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