Page 51 - Spielfeld_November_2020
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  U23 das „Schaufenster“ der TSG
Nach fünf Spielen wurde die Arbeit von Kai Herdling als U23-Trainer der TSG in der Regionalliga jäh gestoppt. Der Lockdown sorgte für eine Unterbrechung der Saison. „Unsere Spieler werden regelmäßig getestet, da viele von ihnen ja auch bei den Profis trainieren. Aber das kann sich natürlich nicht jeder Verein leisten. Die Situation ist nicht schön, aber wir haben spätestens in diesem Jahr alle gelernt, dass es Schlimmeres im Leben gibt“, sagt Herdling. Mit den bisherigen fünf Auftritten des Teams unter seiner Leistung ist er zufrieden: „Unsere Leistungen und Ergebnisse haben gestimmt. Es waren sehr ordentliche Spiele dabei. Für die übrige Saison setzen wir uns kein tabellarisches Ziel. Wir wollen attraktiv und erfolgreich spielen und dabei zeigen, dass wir viele interessante Spieler im Team haben. Die U23 ist das Schaufenster und wir wollen die Jungs hineinstellen.“ Die Zusammenarbeit mit dem früheren Mitspieler und jetzigen Assistenten Sejad Salihovic hilft dabei: „Wir haben immer Kontakt gehalten, und er wollte mal in das Trainerbusiness schnuppern und mir über die Schulter schauen. Ich stand dem von Beginn an sehr offen gegenüber. Die Zusammenarbeit funktioniert wirklich sehr gut.“
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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nur vier Jahre nach seinem Karriereende verrät viel über den einstigen Lieblingsspieler von Dietmar Hopp. Herdling ist für die TSG das, was Bastian Schweinsteiger jahrelang für den DFB war. Der perfekte Botschafter: bodenständig, beliebt, loyal – der Mann für alle Aufgaben. Herdling überzeug- te als Spieler, als Vorbild, Ansprechpartner der Sponsoren sowie als Co- und Cheftrainer. „Fußball fasziniert mich. Es war mein Hobby, mein Beruf und hat mein Leben geprägt. Aber ich widme mich auch gern anderen Themen und setze mich gern mit anderen Menschen auseinander. Das macht mir Freude und bringt mich voran.“
Doch der Rasen ist immer noch sein Zuhause. Und da es dort bekanntlich am schönsten ist, ist Herdling froh, seine perfekte Rolle für die zweite Laufbahn gefunden zu haben. Der Trainerjob füllt ihn aus, bietet ihm die Chance zur Weiter- bildung und ein enormes Repertoire wertvoller Erfahrungen.
Eine neue, weltweit wohl einzigartige, ist in die- sem Jahr hinzugekommen: Herdling trainierte innerhalb von fünf Monaten gleich vier Mann- schaften. Von der U16 wurde er im Bundesliga- Endspurt zu den Profis berufen. Dann übernahm er zu Saisonbeginn die Hoffenheimer U17 und wurde schließlich im Oktober zum U23-Coach befördert. Eine Trainerkarriere im Zeitraffer, die selbst dem stets entspannten Herdling mehrere Adrenalinstöße versetzte. Etwa, als er im Juni aus dem Lockdown in die Bundesliga katapultiert wurde. „Der Trainingsbetrieb bei der U16 war ausgesetzt. Ich habe zwei Töchter und war in dieser Zeit abwechselnd Gärtner und Kindergärt- ner und hatte ansonsten kaum soziale Kontakte. Dann ging es in die Bundesliga, quasi von Null auf 100. Ich war plötzlich wieder mitten im Profi- Business, das war eine unglaublich schöne, inten- sive und erfolgreiche Zeit, die uns allen sehr viel Spaß bereitet hat.“




























































































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