Page 106 - Spielfeld_November_2020
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  nter Uns
HEUTE: VON FANTA UND FANTASIEN
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
 Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann: Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Sag’ mal Heinz, mal nur unter uns Pastorentöchtern: Wann hast Du Dich zuletzt vorzeitig zum Sieger erklärt?
Wann sollte das gewesen sein?
(verzieht das Gesicht) Soll ich mal mit Deiner Helga sprechen? (lacht laut auf) Im Ernst: Donald Trump ist doch echt ein – sorry, präseniler Bettnässer.
Hä?
Der kann ja das Wasser nicht halten. Der beendet die Auszählung der Präsidentenwahl einfach immer dann, wenn ihm das Zwischenergebnis passt. Stell’ Dir das mal im Fußball vor.
Da hätten wir damals mit der TSG in der Champions League überwintert, wenn wir immer abgepfiffen hätten, als es uns gepasst hat.
Und zwar mit 14 Punkten. (lächelt spöttisch)
Das wäre so, als wären die Bayern
1999 gegen Manchester United in der 89. vom Platz gegangen und hätten sich den Champions-League-Pokal vom Spielfeldrand genommen. Graviert war er ja schon. (lacht laut auf)
Ich musste beim Trump direkt an Wolf-Dieter Ahlenfelder denken.
Hat der nicht mal das Sportstudio moderiert?
Das ist Wolf-Dieter Poschmann. Ich meine den Schiedsrichter, damals Ende der 70er.
Was hat der mit Trump zu tun? Als Unparteiischer ist der ja nicht auffällig geworden.
Der „Ahli“, Gott hab ihn selig, hat damals, im November 1975, die erste Halbzeit
bei Werder Bremen gegen Hannover 96 nach einer halben Stunde abgepfiffen. Hatte sich zum Mittag erst eine fette Gans gegönnt und dann ein Gedeck – Pils und Malteser.
Und streifig wie ein Zebra das Spiel gepfiffen. Komplett knülle.
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann: Heinz:
Hermann: Heinz: Hermann:
Der Trump dagegen regiert vom Stammtisch aus eine Weltmacht, als wäre er voll wie ein Schichtbus.
Und wir zahlen die Zeche.
Würde mich nicht wundern, wenn der beim Staatsbesuch auch mal den Ahlenfelder-Spruch bringt: „Wir sind Männer und trinken keine Fanta.“
Statt Fanta hat der nur wirre Fantasien.
Für mich sind das wahre Albträume. Wird Zeit, dass der Raufbold den Präsidenten- Platz verlässt. Rote Karte wegen groben Foulspiels samt lebenslanger Sperre.
Für solche Hinterhältigkeiten haben wir im Fußball ja den Videoschiedsrichter. Jetzt könnte der Kölner Keller in den USA quasi mal was Sinnvolles tun.
Bei den Amis heißt das Ding Supreme Court. Aber dessen Besetzung bereitet mir mehr Magenschmerzen als elf Malteser-Schnäpse auf Ex.
Dann bleiben wir lieber beim Pilsken. Prost, Hermann.
Prost. Heinz. Wir trinken auf die Demokratie.
Auf eine, die den Namen auch verdient. Da war ich mir bei der US-Wahl grad’ nicht so sicher.
Mein Sohn schrieb mir: ‚Vater, wenn das die Wiege der Demokratie ist, wie sieht dann erst das Sterbebett aus?‘“
(verdreht die Augen) Ich mag jetzt nicht drüber nachdenken. Komm, ein zweites Bier geht noch.
Klar. Aber hör’ bitte einfach auf, mitzuzählen.
    Bildquelle: www.gettyimages.de, Max2611, Creativ Studio Heinemann, Dmitr1ch, kyoshino, TARIK KIZILKAYA.

















































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