Page 65 - Spielfeld_Oktober_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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 Nun ist er also mit seiner Familie, zu der Sohn Fynn (10) und Töchterchen Lotta (2) gehören, in die Heimatregion seiner Frau Hannah, die aus Malsch stammt, zurückgekehrt und in Gaiberg sesshaft geworden. „Ich hatte mich auf die offene Stelle als Teammanager beworben, weil ich im normalen Berufsleben Fuß fassen möchte“, sagt der frühere TSG-Stürmer. Seine Frau arbeitet als selbstständige Fotografin, zum regelmäßigen Fußballspielen nach Feierabend ist für ihn nun keine Zeit mehr. Nicht auszuschließen, dass Beil aber in naher Zukunft bei einem unterklassigen Klub noch mal die Stiefel schnürt.
„Dank der schulischen Förderung, die ich in der TSG-Akademie über Anpfiff ins Leben bekommen habe, konnte ich das Abitur machen und mein Studium beginnen.“
Am 21. Februar 2020 stand er das letzte Mal in der Regionalliga Nordost auf dem Rasen. Nach dem 4:4 seines Klubs Wacker Nordhausen gegen den SV Lichtenberg 47 folgte die Corona-Zwangspause und kurz danach der Abbruch der kompletten Saison. Das Kapitel eines Profi-Fußballers in der vierten Liga endet für Beil abrupt. Rund 70 Kilometer entfernt hatte die fußballerische Laufbahn beim VfB Germa- nia Halberstadt begonnen. In der Stadt im Südharz wurde Beil im Januar 1989, als sich die Deutsche Demokratische Republik in den letzten Zügen be- fand, geboren. Bereits als Fünfjähriger schloss er sich dem VfB Germania an und wechselte später als 14-Jähriger ins Internat des 1.FC Magdeburg. Der Stürmer schoss sich bald in die Notizbücher von Scouts und Spielervermittlern, vom VfL Wolfsburg lag ein konkretes Angebot vor. Doch Beil nahm die Einladung zum Probetraining bei der TSG an, wo er U19-Trainer Uwe Wolf überzeugte und den nächsten großen Sprung wagte. „Komischerweise hatte ich im Kraichgau deutlich weniger Heimweh als noch in Magdeburg, obwohl ich dort nur eine Dreiviertelstunde von meinem Elternhaus entfernt lebte“, erzählt Beil, der damals bei einer Gastfamilie in Zuzenhausen wohnte – und nach nur einem halben Jahr von der U17 in die U19 hochgezogen wurde.
Bei seinem A-Junioren-Debüt im April 2006 gegen den FC Bayern München (0:1) war Beil der jüngste Spieler auf dem Platz. Der jüngste Münchner hieß Mats Hummels, der Siegtorschütze Sandro Wagner. Insgesamt brachte es Beil auf 51 A-Junioren-Bun- desliga-Einsätze, in denen er neun Treffer erzielte. „Damals war die TSG gerade auf dem Weg nach oben. Ich hatte eine sehr schöne und spannende Zeit in Hoffenheim.“ Zumal er hier mit gerade mal 16 Jahren seine heutige Frau Hannah kennenlernte.
Seit Sommer Teammanager der Hoffenheimer U19 und U17: Florian Beil
Nach einem Jahr in der U23 war für Beil bei der TSG Schluss. „Trainer Rainer Scharinger hat mich eher auf der Rechtsverteidigerposition gesehen, die war aber mit Philipp Klingmann schon sehr gut besetzt.“ Im Sturm waren Dennis Ruiz-Malle und Gilles Ekoto-Ekoto gesetzt, im Winter kehrte Kai Herdling vom SV Waldhof in die Silbergasse zurück. Mitten im Saisonendspurt verließ Scharinger die TSG in Richtung Aalen, Guido Streichsbier übernahm für die letzten vier Spiele. „Guido war schon in der U17 mein Coach. Er war vom Typ und vom Fachwissen her ein sehr guter Trainer. Nicht umsonst ist er beim DFB gelandet.“ Über die Zwischenstationen Tennis Borussia Berlin und Hannover 96 II, wo er unter anderem mit dem heutigen Nationalspieler Marcel Halstenberg in einem Team stand, landete Beil schließlich wieder beim 1.FC Magdeburg.
„Magdeburg ist eine fußballverrückte Stadt, wir haben regelmäßig vor 10.000 Zuschauern gespielt, das war immer besonders und emotional“, sagt der 31-Jährige. Die Regionalliga Nord/Nordost wurde für Beil zur sportlichen Heimat. Dass es nicht die 1. oder 2. Bundesliga war, sieht er gelassen: „Ich habe als Profi meine Brötchen verdient und bin für alles dankbar, was ich erleben durfte. Die Er- fahrungen und Freunde, die ich auf meinem Weg gesammelt und kennengelernt habe, möchte ich keinesfalls missen.“
2014 folgte die Rückkehr zum Heimatverein Germania Halberstadt, 2018 wechselte er nach Nordhausen, wo er im Februar sein letztes Spiel bestritt. Der FSV Wacker 90 Nordhausen ist mittlerweile insolvent und musste den Gang in die Oberliga antreten. Aus der Ferne verfolgt Florian Beil noch seine ehemaligen Klubs aus Halberstadt, Magdeburg und Nordhausen. Aber seine neue, alte Heimat ist nun die Rhein-Neckar-Region – und die TSG Hoffen- heim. In der TSG-Akademie erlebt er, wie eine neue Generation von jungen Spielern sich ihren Traum vom Profi-Fußball erfüllen möchte und von Anpfiff ins Leben auch perfekt auf Alternativen vorbereitet wird. Florian Beil hat davon sehr profitiert, ein Kreis hat sich für ihn geschlossen. „Dank der vielfältigen Unterstützung konnte ich das Beste aus meinem Leben machen.“
 
























































































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