Page 15 - Spielfeld_Oktober_2020
P. 15

SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
15
  „Ich liebe ihn“
Andrej Kramarić begeisterte zuletzt mit seinen Leistun- gen nicht nur die Fans und Verantwortlichen der TSG Hoffenheim, sondern ganz Fußball-Deutschland. Auch Kapitän Benjamin Hübner zollt seinem Teamkameraden mehr als nur Respekt: „Man merkt, er wird eigentlich nur noch besser. Er besitzt zum Beispiel sicher nicht die Schnelligkeit von Ihlas Bebou oder die Schusskraft von Robert Skov, aber er ist in puncto Raumgefühl und Spiel- intelligenz außergewöhnlich. Das sind Sachen, die du an keinen Werten ausmachen kannst, aber die du bemerkst, wenn du ihm zuschaust. Seine Entscheidungsfindung ist hervorragend. Nahezu jede Entscheidung, die er trifft, ist die richtige.“ Zudem treibe Kramarić das Team mit seinem unbändigen Ehrgeiz an: „Er ist jemand, der einen Riesenanspruch hat und diesen auch in die Mannschaft reinträgt“, sagt Hübner. „Selbst wenn er unzufrieden ist, merkst du ihm das in den neunzig Minuten nicht an. Er will immer den Ball haben, sprintet zurück und arbeitet für die Mannschaft. Das zeichnet ihn aus und macht ihn so wertvoll fürs Team.“ Zudem pflegt der kroatische WM-Finalist trotz seines gestiegenen Wertes ein besonderes Verhältnis zur TSG. „Er ist echt total bodenständig. Er weiß, was er an Hoffenheim hat, dass er hier funktioniert. Er schaut nicht mehr auf jeden Euro, sondern hat einfach Ziele für sich und mit Hoffenheim. Sowas gibt es nicht mehr oft. Ich liebe ihn.“
Inwieweit war der grandiose 4:1-Erfolg über den FC Bayern eine Bestätigung?
„Der Sieg war enorm wichtig. Für alle, für den ganzen Verein, für den Trainer und für die Mannschaft. Wenn du siehst, dass das, was vorgegeben wird, dann auch gegen so einen Gegner in dieser Art und Weise funk- tioniert, dann stärkt das die Mannschaft und vor allen Dingen auch das Vertrauen in den Trainer. Deswegen bin ich überglücklich, dass wir solche Ergebnisse erzielt haben. Weil es die Bindung und das Vertrau- en in das System und die Art und Weise zu spielen, beeinflusst. Du hast immer einen gewissen Umbruch. Bei uns war das in diesem Sommer nicht innerhalb des Teams, aber mit einem neuen Trainer. Da hast du halt einfach neue Dinge, die sich einspielen müs- sen, du brauchst eine Zeit, in der man sich auch erst aneinander gewöhnen muss. Und da reichen oftmals vier, fünf Wochen Vorbereitung nicht.“
Gewöhnung ist das Stichwort. Kann man sich an Spiele mit weniger oder gar ohne Zuschauer gewöhnen? „Es fühlt sich alles komisch an, solange wir in dieser Pandemie leben müssen. Ich fand es sehr positiv, dass wieder Zuschauer im Stadion waren. Das ist einfach eine ganz andere Atmosphäre. Aber wir sind ja
Profis, wir müssen das ausblenden. Auch wenn keine Fans da sind, müssen wir an unsere Leistungsgrenze kommen und gewinnen. Die vergangene Saison mit den vielen Geisterspielen wirkte nicht richtig – das hat sich nicht real angefühlt. Und plötzlich fühlt sich so ein Spiel vor 6.000 Leuten an wie vor 50.000 Fans. Das kommt dem ganzen Bundesliga-Feeling, das wir alle so lieben, schon ein bisschen näher.“
Wie siehst Du Eure Mannschaft denn für diese kräfte- zehrende Saison gerüstet?
„Grundsätzlich sind wir gut aufgestellt. Aber wie gut, wird erst jetzt die nächste Phase ab Ende Oktober zeigen, wenn wir alle drei Tage ein Spiel haben. Es passieren ja auch immer mal Dinge, für die niemand verantwortlich ist, so wie ich mich jetzt verletzt habe oder auch Bico (Ermin Bičakčić; d. Red.). Das sind Ereignisse, die du nicht planen kannst, die haben auch nichts mit dem körperlichen Zustand zu tun. Ich glaube, dass wir grundsätzlich einen sehr guten Kader haben. Jeder zieht mit, wir kennen uns zumeist schon lange und haben eine ganz hervorragende soziale Ebene in der Mannschaft. Wenn alle fit sind, dann ist das schon absolut top, was da auf dem Rasen steht.“
 
























































































   13   14   15   16   17