Page 64 - Spielfeld_September_2020
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Beim 18 Jahre älteren Ehrmann konnte Gallai die Arbeit als Frauen-Trainer bestens studieren. „Was ich von Jürgen gelernt habe, ist das Zwischen- menschliche. Er war zwölf Jahre Cheftrainer und hatte immer ein gutes Verhältnis zu den Spiele- rinnen, hat immer das Gespräch gesucht und sich viel mit ihnen ausgetauscht. Da habe ich mir viel abgeschaut“, beschreibt er seine Beobachtungen.
Dennoch sieht sich Gallai als unterschiedlichen Trainertyp im Vergleich zu seinem Vorgänger. „Es ist schwierig, uns zu vergleichen. Ich glaube, jeder Trainer hat seinen eigenen Stil und jeder muss die Ansprache finden, mit der er die Mannschaft erreicht. Da gibt es viele Wege.“ Denn die Erfolge der vergangenen Jahre, die die TSG mit dem Trai- ner-Duo erreichte, zeigen die gute Arbeit und geben wenig Anlass dafür, alles zu überdenken. „Ich bin im vierten Jahr in Vollzeit dabei. Seit dem Zeitpunkt haben Jürgen und ich gemeinsam versucht, unsere Spielphilosophie in klare Prinzipien umzumünzen, sodass wir den Spielerinnen Handlungsschemen oder Handlungsanweisungen mit auf den Platz ge- ben können“, sagt Gallai. Daran soll die Mannschaft unter seiner Regie anknüpfen: „Wir sind noch nicht am Ende des Weges, wir haben noch viel Potenzial und wollen versuchen, einiges zu vertiefen, was uns ausmacht und auch Neues entwickeln. Aber die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, unsere Philosophie, wird sich nicht verändern.“
Trotz des schweren Startprogramms und den lang- fristigen Ausfällen von Innenverteidigerin Michaela Specht und Torhüterin Martina Tufekovic bleibt die Zielsetzung anspruchsvoll, nachdem im Juni erst an den letzten beiden Spieltagen die Chance auf Platz zwei und den Einzug in die UEFA Champions League verspielt wurde. „Sie sind hungrig. Sie haben gesehen, was sie vorige Saison erreicht haben. Da Wolfsburg und München wahrscheinlich um die ersten beiden Tabellenplätze kämpfen werden, kann man den Kampf um Platz drei, der erstmals mit der Champions-League-Teilnahme belohnt wird, als eine zweite Meisterschaft bezeichnen“, sagt Gallai, der „um die Plätze drei bis fünf mitspielen“ will. Trotz des Rückschlags zu Saisonbeginn sind die Voraussetzungen dafür vorhanden: „Einen großen Umbruch hatten wir nicht. Natürlich haben wir einige Spielerinnen verloren, die sowohl charakterlich als auch fußballerisch fehlen werden, aber dafür sind ja auch gute dazugekommen“, sagt er.
Dass seine Spielerinnen alles dafür tun werden, steht für Gallai fest. „Sie machen das nicht wegen finanziellen Aspekten, ihre Motivation ist es, dass sie den Fußball lieben. Man muss sich mal überlegen, was sie alles dafür geben. Sie gehen teilweise um 6.30 Uhr ins Krafttraining, vor der Arbeit oder vor dem Studium. Sie trainieren sechs Mal in der Woche, damit sie am Wochenende spielen dürfen. Sie wollen erfolgreich sein. Das spürt man und das wird man auch sehen.“
  WASSMUTH UND LATTWEIN FÜR DEN DFB-KADER NOMINIERT
Wenn die Frauen-Nationalmannschaft am 19. September nach sechs Monaten Pause die Qualifikation für die Europameisterschaft 2022 in England fortsetzt, werden auch zwei Spielerinnen der TSG Hoffenheim dabei sein. Tabea Waßmuth und Lena Lattwein wurden von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in das 24-köpfige Aufgebot für die Spiele gegen Irland in Essen (19. September, 14 Uhr) sowie in Montenegro (22. September, 16 Uhr) berufen. Paulina Krumbiegel und Isabella Hartig stehen zudem auf Abruf bereit.
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