Page 18 - Spielfeld_September_2020
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 Herr Hoeneß, Sie waren längere Zeit Junioren- coach, zuletzt trainierten Sie die U23 des FC Bayern. Müssen Sie sich als Bundesliga-Trainer
nun an einen neuen Umgangston gewöhnen?
„Ich hatte bislang noch nicht den Eindruck, dass es Riesenunterschiede gibt. Du arbeitest jeweils mit Menschen zusammen – egal ob in der U17 oder bei den Profis. Es sind jetzt nur ältere Menschen, die schon mehr Erfahrungen gesammelt haben und natürlich fließt das in die Art ein, wie ich mit den Jungs umgehe. Aber trotzdem haben sie die gleichen menschlichen Bedürfnisse. Das ist etwas, was meinen Führungsstil auch prägt, diese persönliche Kommunikation. Mir ist es wichtig, von den Jungs auch mal Dinge abseits des Fußballs zu erfahren. Um zu wissen, wie ich sie individuell ansprechen muss – aber zugleich gibt es Aspekte im Umgang, die einfach klar sein müssen.“
Können Sie diese Grundzüge des Umgangs benennen, die quasi unverhandelbar sind?
„Das ist ein relativ einfaches Prinzip: ‚Behandle den anderen so, wie du selbst behandelt werden möch-
test.‘ In diesem Satz von Immanuel Kant steckt für mich einfach alles drin. Da geht es um die Frage, wie wir gegenseitig miteinander umgehen und uns entsprechend respektieren. Wie gehen wir innerhalb der Gruppe um, innerhalb des Trainerteams, aber auch vom Trainerteam zu Spieler, Spieler zu Trainer. Und innerhalb dieses Rahmens braucht es Klarheit in der Kommunikation.“
Von der Philosophie zu den Prinzipien des Fußballs, nach denen Sie spielen lassen möchten – sind die ebenso klar?
„Es gibt die übergeordnete Idee, die klar sein muss. Innerhalb dieser Idee gibt es dann gewisse Grundsätze und Prinzipien, die dann auch klar definiert sind. Aber es gibt immer eine gewisse Flexibilität, es muss auf dem Rasen ja Raum geben für Kreativität. Das beginnt schon bei der Frage nach der grundsätzlichen Heran- gehensweise: Was wollen wir? Wollen wir eher ein Tor verhindern oder wollen wir eine aktive Balleroberung? Wollen wir viel Ballbesitz oder wenig? Aus den Antworten auf diese Fragen lässt sich dann etwas entwickeln.“
  Im Fokus der Aufmerksamkeit: Sebastian Hoeneß (2. v. l.) spricht zur Mannschaft.
PROFIS
























































































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