Page 85 - Spielfeld_Juli_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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ebene beherrschten, abgelöst erst von Italien (bis 2000), danach von Frankreich (bis 2004), Portugal (bis 2008), Spanien (bis 2012), Deutschland (bis 2016) und schließlich England bis hinein in die gegenwär- tig wegen der Corona-Verlängerung noch laufende Saison der Premier League. Ein billiger Zaubertrick, denkt man zunächst, zudem ein haarsträubender Schematismus, der sich aus lauter Systemzwang die Realität zurechtbiegt, wie es gerade passt. Aber weit gefehlt. Je weiter die Lektüre des opulenten Buchs – immerhin 540 bilderlose Seiten – fortschreitet, desto plausibler werden die Anekdoten, Analysen, Zuschreibungen und Schlussfolgerungen, die Cox vor uns ausbreitet.
Michael Cox: „Umschaltspiel. Die Evolution des modernen europäischen Fußballs“.
Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 540 Seiten, broschiert, 20,00 Euro. Das eBook kostet 16,99 Euro.
Wobei er sich strikt an die Geschehnisse auf dem Platz hält, Blicke in die Trainings- und Ausbildungs- zentren einzelner Länder wirft – das französische Clairefontaine und das italienische Coverciano sind seine Lieblingsorte –, überdies die Karrieren einer nahezu enzyklopädischen Fülle an Spielern, Trainern, Vereins- wie Nationalmannschaften schlaglichtartig beleuchtet. Nicht umsonst bietet das Namensregister, das vom AC Florenz über David Alaba oder Luis Ara- gonés bis zu André Villas-Boas, den Wolverhampton Wanderers und Gianfranco Zola reicht, ein „Who is Who?“ des europäischen Fußballs – auch die TSG Hoffenheim kommt vor, wenn auch nur sehr knapp. Aberhunderte von Profispielen der vergangenen drei Jahrzehnte hat Cox entweder in den Stadien selbst,
live am Bildschirm oder im Nachhinein auf diver- sen Internetplattformen gesehen, gesichtet, aus- gewertet. Darüber weiß er alles – und er kann es so anschaulich und farbig schildern, dass man auch noch von völlig exzentrischen Spezialitäten gepackt und gefangen wird. Was ihn hingegen überhaupt nicht interessiert, sind die gesellschaft- lichen und kulturellen Bezüge des Fußballs, sind Politik wie Skandale der nationalen wie internati- onalen Verbände, das globale Geschäft, der Medien- rummel oder die diversen Fanszenen. Mit diesen Leerstellen kann und muss leben, wer das pure Spiel, die neunzig Minuten plus Nachspielzeit, die mögliche Verlängerung und das Elfmeterschießen
Der Meister und sein Adlatus: Johan Cruyff und Pep Guardiola (r.)
für den eigentlichen Kern dieses Sports erachtet. Nicht zu vergessen die Fußball-Weisheiten. „Ich brauche nicht die elf Besten, ich brauche die beste Elf“, sagt Louis van Gaal, der das System jedem individuellen Können vorzieht. „Man muss kein Pferd gewesen sein, um Jockey werden zu können“, sagt Arrigo Sacchi, der nie Profi, aber ein exzellenter Trainer war. „Spaniens Spiel ist wie Liebe ohne Sex“, sagt der Ex-Bayern-Vertei- diger und Weltmeister Bixente Lizarazu, als er sich am Tiki-Taka sattgesehen hat. „Es ist einfach zu banal, einen Trainer nach einer Niederlagen- serie zu entlassen, man muss es tun, wenn die Mannschaft keinen Plan hat“, sagt Massimo Moratti, einst Präsident von Inter Mailand.
  EMPFEHLUNG DES HAUSES

























































































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