Page 43 - Spielfeld_Juli_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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  Größter sportlicher Erfolg
Im Sommer 2015 sorgte Diadie Samassékou zum ersten Mal international für Aufsehen: Bei der U20- WM in Neuseeland erreichte der Mittelfeldspieler mit Mali das Halbfinale und belegte mit dem Team schließlich den dritten Platz. „Das war der schönste Moment in meiner Karriere. Zu Beginn des Turniers haben wir es nicht für möglich gehalten, dass wir so erfolgreich sein werden. Man hat gemerkt, welches Glücksgefühl einem der Fußball geben kann. Ich hoffe, dass ich etwas Ähnliches bald auch mit der A-Nationalmannschaft erleben kann“, sagt der 24-Jährige. Im Viertelfinale traf Mali auf Deutschland mit Kevin Akpoguma, Julian Weigl, Julian Brandt und Co. „Les Aigles“ (Die Adler) setzten sich nach Elfmeterschießen durch – Samassékou verwertete den entscheidenden Schuss gegen den früheren Hoffenheimer Marvin Schwäbe (heute Bröndby Kopenhagen): „Beim Anlaufen wusste ich nicht, wo ich hinschießen soll. Es war alles nur Instinkt, aber es hat geklappt.“
 Erfolgreich: Mit Mali besiegte Samassékou die deutsche U20 (hier Robert Bauer) bei der WM 2015.
Du kamst vor der Saison von RB Salzburg zur TSG. Wie groß ist der Unterschied zwischen der österreichischen und der deutschen Liga?
„Der Unterschied ist enorm. Jedes Spiel in der Bundesliga ist eine Herausforderung. Egal, gegen wen du spielst. Man muss immer Vollgas geben. Mit Salzburg haben manchmal auch 80 oder 90 Prozent gereicht, um eine Partie zu gewin- nen. Aber hier muss man in jedem Spiel alles geben. Auch daran musste ich mich erst gewöhnen.“
Wie war es, als Du aus Mali nach Österreich kamst?
„Das war natürlich vor allem zu Beginn nicht so einfach. Ich musste mich verändern und anpassen. Ich hatte das Glück, bei einem Verein zu spielen, der mir die nötige Zeit gegeben hat. Natürlich war es eine ganz andere Situation als zuvor, aber ich habe mich durchgebissen.“
Einige Jahre zuvor bist Du von Deiner Familie weggezogen und einer Fußball-Akademie beigetreten. Wie war die Zeit damals?
„Am Anfang war es nicht so einfach. Ich bin zum ersten Mal schon aus Faladie, einem Viertel in der Hauptstadt Bamako, mit elf Jahren in die Akademie gegangen. Aber ich war noch zu jung. Deshalb bin ich nach Hause zurückgekehrt. Aber die JMG Akademie – die beste in Mali, aus der großartige Spieler hervorgegangen sind – wollte mich unbedingt wieder. Mit 14 bin ich also erneut in die Akademie gezogen. Von meinen Eltern und meinen vier Geschwistern getrennt zu sein, war schwierig für mich. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass ich es schaffen kann. Ich hatte mein Ziel Profifußball immer vor Augen und habe hart dafür gekämpft.“
Als in Mali 2012 der schlimme Bürgerkrieg ausbrach, hunderttausende Menschen auf der Flucht waren, warst Du 16 Jahre alt. Wie hast Du diesen Krieg erlebt?
„Es war eine sehr schwierige Zeit für uns. Als der Krieg ausbrach, war ich in der Akademie und konnte meine Fami- lie mehrere Wochen nicht sehen. Die Akademie war direkt neben einem Armee-Stützpunkt. Entsprechend war es sehr gefährlich für uns. Ich habe in der Zeit schlecht geträumt. Ich hoffe sehr, dass ich sowas nicht mehr erleben muss. Das wünscht man keinem.“
Deine Freunde und Familie leben noch in Mali. Wie ist die Situation in Deiner Heimat heute?
„Es ist nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Jahren. Meine Familie lebt in der Hauptstadt Bamako. Dort ist die Lage beruhigt und sie sind entspannt. In den kleineren Orten herrscht aber noch immer Krieg.“
Im nächsten Jahr wird der Afrika-Cup ausgetragen. Was sind Deine Ziele mit der Nationalmannschaft?
„Natürlich wollen wir eines Tages den Afrika-Cup gewinnen. Ich glaube auch, dass wir ein sehr gutes und talentiertes Team haben. Allerdings weiß auch jeder, dass es unglaublich schwierig ist, den Afrika-Cup zu gewinnen. Der afrikanische Fußball ist etwas anders als in Europa. Zudem wollen wir uns unbedingt für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar qualifizieren.“


















































































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