Page 40 - Spielfeld_Juli_2020
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Diadie, durch den Tod von George Floyd, der in den USA durch Polizeigewalt starb, haben die Proteste gegen Rassismus eine neue
Form bekommen. Weltweit versammelten sich Menschen, um gegen Gewalt gegenüber Schwar- zen zu demonstrieren. Wie hast Du die Proteste wahrgenommen?
„Das waren großartige Aktionen. Es ist aktuell eine sehr spannende Phase. Alle gucken in die gleiche Richtung. Wir wollen Rassismus auslöschen. So- wohl im Fußball als auch in der Gesellschaft. Für Rassismus ist nirgendwo Platz. Wir kommen aus verschiedenen Ländern und haben unterschiedliche Hautfarben, aber wir sind alle gleich. Die Proteste könnten einiges ermöglichen. Viele Menschen folgen der Bewegung und schließen sich den Protesten an. Das ist eine tolle Entwicklung.“
Auch in der Bundesliga wurde protestiert. Mehrere Spieler haben ein Zeichen gesetzt.
„Das hat mich sehr gefreut. Zum Glück wurden sie von der DFL nicht bestraft – sie haben ja auch alles richtig gemacht. Man sollte ihnen folgen und nacheifern. Zudem fand ich das gemeinsame Nie- derknien der Mannschaften vor den Spielen eine überragende Aktion. Das zeigt die Geschlossenheit auf dem Rasen. Rassismus muss enden. Wir müssen alle in die gleiche Richtung gehen. Die Menschen merken aktuell, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Das ist ein erster Schritt.“
Bist Du selbst schon mal rassistisch beleidigt worden?
„Ich wurde noch nie rassistisch beleidigt als Fuß- baller. Ich weiß nicht, ob ich einfach Glück hatte oder woran das lag. Aber keine Person auf der Welt sollte rassistisch
beleidigt werden. Es muss aufhören. Kein Kind wird als Rassist geboren. Vieles hängt mit der Erziehung zusammen.“
Hast Du Freunde oder Bekannte, die schon beleidigt oder sogar attackiert wurden?
„Glücklicherweise nicht. Fast all meine Freunde spie- len in Frankreich. Dort gibt es mehr dunkelhäutige Menschen und Rassismus ist kein so großes Prob- lem. Aber natürlich bekomme ich es in den Medien mit. Das macht mich natürlich unglaublich traurig. Ich hoffe sehr, dass es bald endet. Der erste Schritt ist jetzt gemacht. Daran müssen wir anknüpfen.“
Es gibt ja nicht nur Beleidigungen, sondern auch andere Arten von Missachtungen: Man wird aus- gegrenzt oder nicht beachtet. Wie erlebst Du den Alltag in dieser Beziehung?
„Im Fußball ist es anders als im normalen Leben. Es wird nur auf die fußballerische Qualität geachtet. Es ist egal, ob du weiß oder schwarz bist. Im normalen Leben ist das etwas anderes. Wenn sich ein Schwar- zer und ein Weißer mit den gleichen Qualitäten auf einen Job bewerben, wird fast immer der Weiße den Arbeitsplatz bekommen. So muss es aber nicht sein. Man muss nur auf die Fähigkeiten achten. Nicht auf die Herkunft. Daran müssen die Menschen arbeiten.“
Was muss aus Deiner Sicht verändert werden, damit sich die Probleme verringern?
„Der Fußball kann ein Vorbild für die Gesellschaft sein. So viele verschiedene Nationalitäten stehen auf dem Platz und dies spielt überhaupt keine Rolle. Fußballer sind da wie Brüder und haben Spaß zu- sammen. So muss das Leben sein, egal woher du kommst. Genau das spüre ich auch bei der TSG. Niemand guckt auf deine Hautfarbe oder Herkunft. Hier sind alle gleich.“
Du bist seit knapp einem Jahr in Hoffenheim. Fühlst Du Dich wohl im Kraichgau?
„Ich wurde sofort super aufgenommen. Ich fühle mich hier wie zu Hause, obwohl ich noch nicht mal ein Jahr hier bin. Ich versuche immer mein Bestes auf dem Rasen zu geben und will damit das Vertrauen zurückzahlen.“
Mit dem 6. Platz und der Teilnahme an der Grup- penphase der UEFA Europa League endete Deine erste Saison in der Bundesliga. Wie bewertest Du Deine erste Spielzeit für die TSG?
„Am Anfang war es natürlich etwas schwierig. Durch den Afrika-Cup 2019 habe ich die Vorbereitung ver- passt und kam erst später zu der Mannschaft. Dann habe ich mich gleich zu Beginn der Saison verletzt und musste recht lange auf mein Startelf-Debüt warten. Aber das habe ich alles hinter mir gelassen. Ich bin zuversichtlich, dass ich eine sehr gute Zeit hier haben werde.“
Du hast Deine Verletzungen in dieser Saison an- gesprochen. Wie hast Du die Rückschläge mental verarbeitet?
„Vor allem an der ersten Verletzung (Muskelverletzung im Oberschenkel, Anm.d.Red.) hatte ich lange zu knabbern. Denn ich war zum ersten Mal so verletzt, dass ich länger ausfiel. Aber das passiert im Fußball. Ich habe hart an mir gearbeitet, um zurückzukom- men und glaube auch, dass ich dann gute Leistungen zeigen konnte. Beim Re-Start nach der Corona-Pau- se war ich leider erneut verletzt und habe ein paar Wochen verpasst. Anschließend habe ich aber Voll- gas gegeben und bin jetzt richtig dabei.“
PROFIS













































































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