Page 19 - Spielfeld_Juli_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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 keineswegs ökonomisch getrieben sein. Die Mög- lichkeit von Teilöffnungen, also die Stadien mit streng limitierten Besucherzahlen zu besetzen, ist primär nicht nur aus finanzieller Sicht wichtig, sondern weil dem Spiel ohne Fans ein ganz wesentliches Element fehlt. Aus diesem Grund möchte ich mir heute noch nicht vorstellen, dass wir noch lange ohne Zuschauer spielen müssen. Andererseits: Wenn es die Existenz sichert, wird es so sein müssen.“
Ein Themenwechsel: Die TSG Hoffenheim ist bekannt für ihre exzellente Nachwuchsförderung, die ganz offensichtlich so herausragend gut ist, dass der FC Bayern München in der TSG-Akademie wilderte und zwei Junioren abgeworben hat. Waren Sie vom Vorgehen des Rekordmeisters enttäuscht?
„Dass dies geschehen ist, finde ich erstaunlich. Einerseits sollten die jungen Spieler wissen, dass bei uns die Durchlässigkeit aus der Akademie zur Bundesliga-Lizenzmannschaft höher ist als anders- wo. Das beweist die Zahl an Spielern eindrucksvoll, die bei uns regelmäßig in der Bundesliga debütiert
„Es ist auch unter Solidaritätsaspekten
zumindest diskussionswürdig, dass der FC Bayern mit einer dreiviertel Milliarde Euro Umsatz nun das Geschäftsfeld der Talent-Abwerbung derart aktiv betreibt. “
haben. Andererseits wissen wir natürlich, dass bei einem solchen Wechsel unterschiedliche Interes- sengruppen involviert sind und dass die Bayern oder auch weitere Klubs in anderen wirtschaftlichen Dimensionen agieren. Wir investieren sehr viel Energie und Geld in die Ausbildung unserer Talente und das seit Jahren aus Überzeugung. Wir leisten in der Akademie permanent den nicht einfachen Job, diese begehrten Spielertypen zu entwickeln und herauszubringen, weil wir auf Dauer nicht die Mittel aufbringen können, unseren Kader ausschließlich über den Transfermarkt aufzubauen. Es ist auch unter Solidaritätsaspekten zumindest diskussions- würdig, dass der FC Bayern mit einer dreiviertel Milliarde Euro Umsatz nun das Geschäftsfeld der Talent-Abwerbung derart aktiv betreibt. Das ist aus deren unternehmensstrategischer Sicht vielleicht clever, aber uns tut das schon weh, denn dafür machen wir den Job in der Akademie.“
Da schwingt schon Enttäuschung mit ...
„Enttäuscht bin ich darüber, dass ein so großartiges Talent wie Armindo Sieb nicht erkannt hat, wie dicht er vor dem Profidebüt in Hoffenheim stand und die Möglichkeit des gemeinsamen Weges ausgeschlagen hat. Wir investieren aus Überzeugung und Notwen- digkeit viel, viel Geld in die Ausbildung junger Ta- lente. Natürlich ist es für uns dann auch elementar, irgendwann die Früchte dieser Arbeit zu ernten – sei es durch sportliche Leistung in der Bundesliga oder durch angemessene Transferentschädigungen. Sonst funktioniert dieses System nicht. Wir pflegen traditionell ein gutes Verhältnis zum FC Bayern und haben einen guten und partnerschaftlichen Aus- tausch. Mit Luiz Gustavo, Niklas Süle, Sebastian Rudy, Luiz Gustavo und auch Sandro Wagner sind bereits einige Profis aus Hoffenheim nach München gewech- selt. Das war und ist bei den Profis doch überhaupt kein Problem. Aber bei den Junioren ist es für mich persönlich schwer verständlich.“

























































































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