Page 76 - Spielfeld_Juni_2020
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 Es ist eine andere Welt, die sich hinter dem Hecker-Haus in Angelbachtal-Eichtersheim auftut. In drei Jahrzehnten haben der Bildhauer
Jürgen Goertz und seine Frau Christa hier einen fast märchenhaften Kunstkosmos geschaffen. Goertz sitzt auf der Terrasse und trinkt Espresso, schwarzes Polo, weißes Haar, schulterlange Koteletten. Durch eine Sonnenbrille blickt der 81-Jährige auf sein „Gesamt- kunstwerk“, wie er es nennt: die Schlosskirche, das Geburtshaus des badischen Revolutionärs Friedrich Hecker, den einstigen Marstall, ein Teehaus, das Atelier seiner Frau, in den Himmel wachsende Baumriesen, einen Teich und an jeder Wand, hinter jede Ecke seine zunächst skurril anmutenden Skulpturen.
Die bekannteste der Region steht vor der Print Media Academy in Heidelberg. Jeder, der mit dem Zug in der Stadt ankommt und aus dem Bahnhof tritt, blickt unmittelbar auf die 13 Meter hohe und 90 Tonnen
schwere Pferdeskulptur von Goertz. Und jeder hat dazu eine Meinung: „In den Medien fallen Schlagwörter wie Surrealismus oder Symbolis- mus und dann kommt es in diese Kisten. Am Medium Skulptur geht das völlig vorbei, aber ich habe eben nicht oft die Möglichkeit, meine Werke kunsttheoretisch zu erläutern.“ Dass es sich nur bedingt um ein Pferd handele, sei unübersehbar. Die Großplastik sei „eine Mischung aus geometrischen und organoiden Formen“ und symbolisiert unter anderem verschiedene Prozesse in einer Druckerei. Das silberglän- zende Tier hat drei Beine und besteht aus vielen verschiedenen Materialien – künstlerische Freiheit, die sich Goertz leidenschaftlich gerne herausnimmt.
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