Page 32 - Spielfeld_Juni_2020
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Die Situation eines leeren Stadions ist für viele Spieler auch nicht wirklich ungewohnt. Vor internationalen Spielen wird das Abschlusstraining der Gäste fast immer in dem Stadion ausgetragen, in dem am Tag danach auch gespielt wird. Auch hier steckt der Gedanke dahinter, dass sich die Spieler schon einmal an die besonderen Gegebenheiten des Orts gewöhnen, an die Kabinen, die Wege im Stadion und den Rasen zum Beispiel. Zuschauerlose
Partien werden gegen sportlich gleichwertige Gegner zudem oft in Trainingslagern organisiert. Und dann ist es sogar nicht selten der ausgesprochene Wunsch von Trainern, dass keine Zuschauer dabei sind.
Eine Umstellung war in den ersten Spielen für die Akteure, dass mehrere Rituale bei der Einstimmung auf die Partien wegen der Einschränkungen durch Abstands- und Hygiene- regeln entfallen mussten. Die Aufstellung im Spielertunnel, bevor es auf den Platz geht, war ebenso nicht mehr erlaubt, wie das Bilden eines Kreises unmittelbar vor dem Anstoß, in dem sich die Spieler noch einmal gegenseitig motivieren.
Bei diesen Testspielen ist dann festzustellen, was sich nun auch in den Bundesliga-Begegnungen abspielt. Den Effekt der Ruhe, das Fehlen des Lärms, kann man ausnutzen. Das Coaching der Trainer kann nun gezielter und effektiver sein, weil die Spieler die Hinweise besser verstehen. Auch die Kommunikation der Akteure untereinander funktioniert viel leichter, was bei den Bundesligaspielen auch der Fernsehzuschauer mitbekommt. Es ist keine Frage, dass sich die Ruhe beim Sport durchaus sehr positiv auf die Konzentration auswirken kann. Das ist der Grund, warum es selbstverständlich ist, dass sich das Publikum etwa beim Tennis oder Golf ruhig zu verhalten hat.
Die Spieler haben ja auch tatsächlich umgehend in den normalen Wettbewerbsmodus gefunden, obwohl sich keine Zuschauer mehr im Stadion befinden. Steven Zuber erklärt in dieser SPIELFELD-Ausgabe, dass er mit dem Beginn der Spiele sofort „im Tunnel“ war. Nicht nur er wird einfach aus- geblendet haben, dass die Situation ungewöhnlich war und der Kern des Fußballspiels eben absolut der gleiche geblieben ist. Und genau das zeigen auch die ermittelten Spieldaten, die überhaupt nicht abweichen von den Bundesliga-Partien vor der Coronakrise. Die Spieler schätzen diese Spiele nicht, aber sie haben sich daran gewöhnt, auch weil sie sich vorab mental damit auseinandergesetzt haben.
Die Spieler haben ja auch tatsächlich umgehend in den normalen Wettbewerbsmodus gefunden, obwohl sich keine Zuschauer mehr im Stadion befinden.
Das aufmunternde Schlagen auf Schultern und das Abklatschen sollte ebenfalls unterbleiben. Das kann mal zu kurzen Irritationen geführt haben, wenn der Wunsch für dieses Handeln konkret verspürt wurde, aber es wird kaum eine Leistung negativ beeinflusst haben.
Torjubel mit der nötigen Distanz: Christoph Baumgartner (links) und Pavel Kadeřábek (rechts) freuen sich mit Einhaltung der Hygieneregeln über einen Treffer.
PROFIS