Page 59 - Spielfeld_Mai_2020

SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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„Digitales Lernen ist bei uns kein Ausnahmezustand“
Georg Heilig ist Lehrer an der Theodor-Heuss-Realschule in Walldorf und übernimmt dort zudem die Funktion eines Leistungssportkoordinators für Anpfiff ins Leben. Der 54-Jährige ist erster Ansprechpartner für die Sportler der Anpfiff-Partnervereine. Der Anhänger der TSG Hoffenheim bringt im Beruf vor allem eine Leidenschaft mit, von der nun viele Schüler profitieren: Mit der Digitalisierung beschäftigt er sich seit etwa sechs Jahren. Sein Traum war immer, eine digitale Privatschule für Sportler zu gründen. Das hat zwar nicht geklappt, aber sowohl an der Realschule Walldorf als auch bei Anpfiff ins Leben genießt er viele Freiheiten, digitale Projekte anzustoßen und umzusetzen. Im SPIELFELD-Interview spricht Georg Heilig über die Bedeutung von Online-Lernmodellen.
W elche Möglichkeiten bietet die Digitalisierung im Schulsystem?
„An der Realschule Walldorf habe ich angefangen, mit dem iPad als Tafelersatz zu arbeiten und gemerkt, dass das unglaublich gut funktioniert. Das Medium weckt bei den Jugendlichen Interesse und genau dann geht es auch in den Kopf. Über Bildschirme und Projektionen kann man Dinge gut veranschaulichen, zum Beispiel mathematische Funk- tionen. Außerdem können Schüler, die im Unterricht nicht so gut mitkommen, sich den Stoff zuhause noch einmal in Ruhe anschauen.“
Wie können die Anpfiff-Sportler und damit auch die Spieler der TSG-Akademie davon profitieren?
„Junge Sportler können wir über iPads auch dann mit Lernmaterialien versorgen, wenn sie unterwegs sind. Etwa wenn sie Youth League spielen oder auf Golf Tour in Europa oder den USA sind. So kann man den Lernprozess viel effizienter gestalten. Aber auch an den anderen Ju- gendförderzentren erreichen wir Lehrer und Schüler über verschiedene digitale Plattformen. Und das wird auch die Zukunft sein.“
Wie kann man sich den Online-Lernbetrieb vorstellen?
„Heute verwalten und administrieren wir bei Anpfiff ins Leben fast 160 iPads. Wir organisieren und veranstalten Fortbildungen für Kollegen sowie Lehrer. Wir möchten im Online-Lernbetrieb immer innovativ sein und neue Wege gehen. Dabei werden wir durch den 1. Vorsitzenden Dietmar Pfähler und die Vereinsführung von Anpfiff ins Leben unterstützt und immer wieder ermutigt, jungen Menschen wo immer möglich etwas beizubringen. Das ist meine Motivation. Anpfiff ins Leben ist absolut offen für das digitale Lernen, dort gibt es die Ressourcen, dort gibt es Unterstützer. Jetzt liegen iPads in den Förderzentren, die Lehrer sind ausgebildet und wir sind digital einfach gut
aufgestellt. So können wir junge Menschen auch in Zukunft bestmöglich unterstützen, damit sie das so wichtige zweite Standbein haben.“
Was bedeutet das für die aktuelle Coronakrise?
„Die jahrelange Vorarbeit kommt uns jetzt zugute: Für viele Sportler und Lehrer von Anpfiff ins Leben ist digitales Lernen kein Ausnahmezustand, weil sie diese flexible Art zu arbeiten schon gewohnt sind und mit etwas Kreativität einfach so weitermachen können. Besonders für die Ath- leten des Golf Club St. Leon-Rot und der TSG-Akademie ist es nur eine kleine Umstellung. Auch wenn die Lernräume jetzt geschlossen sind, haben wir Mittel und Wege, unsere Schüler zu versorgen.“
Kann die Krise auch eine Chance für das Bildungssystem sein?
„Ich sehe sehr große Chancen in meinem Kollegium. Es war oft schwierig, Überzeugungsarbeit für digitale Lernmodelle zu leisten. Jetzt wird das überhaupt nicht mehr infrage ge- stellt. Es wird nie mehr so sein wie vorher. Alle haben jetzt erkannt, dass wir die Digitalisierung vorantreiben müssen. Deswegen genieße ich auch die Arbeit mit
Anpfiff ins Leben. Wir können hier Projekte vorantreiben, die im langsamen Staatsapparat so nicht möglich sind. Manchmal
habe ich sogar Angst davor, in 13 Jahren in Rente zu gehen, weil ich eigentlich noch so viel vorhabe. Es geht jetzt darum, in dieser „Wir möch- ten!“-Community zu arbeiten und diesen Geist bei Anpfiff weiterhin zu fördern –
das treibt mich jeden Tag an.“
INTERVIEW