Page 27 - Spielfeld_Mai_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 27
Mit Hand und Fuß
Ende Februar schien die Saison für Munas Dabbur beendet: Eine in Mönchengladbach erlittene Knieverletzung stoppte den im Winter vom FC Sevilla gekommenen Neuzugang. Doch die durch das Coronavirus verursachte Bundes- liga-Unterbrechung gibt dem Angreifer die Chance auf ein Comeback noch in der laufenden Saison. Zudem offenbarte er in der Zeit ein besonderes Talent: Der 27-jährige Israeli gewann an der Spielkonsole mehrere Turniere und bewies, dass er zu den weltbesten FIFA-Gamern gehört.
Die Zeit des Stillstands bedeutete für Munas Dabbur einen großen Fortschritt. Der 27-Jährige nutzte die Zwangspause in der Bundes- liga für einen ungewöhnlichen Biathlon: Tagsüber arbeitete er an
seiner Reha, abends begeisterte er Fans und Experten als E-Sportler an der Playstation. Ein ungewöhnliches, aber sehr erfolgreiches Doppelleben. Die übrigen Profis versuchten in den eigenen vier Wänden ihr Fitnesslevel zu halten, Dabbur holte in der Reha mächtig auf. Nach seinem am 23. Spiel- tag erlittenen Riss der Bizepssehne des rechten Knies war ein vorzeitiges Saisonende befürchtet worden – nun ist eine Rückkehr in der aktuellen Spielzeit fest eingeplant. Für Dabbur fühlte es sich an, als habe jemand die Zeit angehalten – nur nicht für ihn: „Das Gefühl, Boden gutzumachen, hat mich sehr motiviert. Ich habe viel aufgeholt und trainiere schon wieder mit dem Ball. Ich werde sicher in dieser Saison noch zur Verfügung stehen.“
Wenn die Beine während der Reha-Phase endlich Pause hatten, rückten die Hände in den Fokus des Geschehens. An der Konsole lieferte der Angreifer überragende Leistungen und sorgte für Erstaunen und Be- wunderung in der digitalen Fachwelt. Der Hobby-Gamer gewann gegen E-Sport-Profis und feierte internationale Triumphe – all das mit einer attraktiven Spielausrichtung. Das spektakuläre Kurzpass-Feuerwerk beeindruckte auch die Kommentatoren: „Perfect“, „brilliant“ und „best player in this tournament“ jubilierten die englischen Experten etwa, als Dabbur im Halbfinale des Plan-B-Cups (siehe Kasten S. 29) den Arsenal-Keeper Bernd Leno bezwang – der immerhin Inhaber eines E-Sports-Teams ist.
Neben dem Sieg beim internationalen Turnier, bei dem auch Profis wie Patrick Schick (Leipzig), Krzysztof Piątek (Hertha BSC), Romelu Lukaku (Inter Mailand), Granit Xhaka (FC Arsenal), Timothy Fo- su-Mensah (Manchester United), Dejan Lovren (FC Liverpool) und Michael Gregoritsch (FC Schalke 04) antraten, gelang ihm im April sein Meisterstück: Der TSG-Angreifer besiegte FIFA-Weltmeister Mohammed Harkous, in der Szene bekannt als „MoAuba“.
  Wiedersehen mit Samassékou
Drei Jahre spielte Munas Dabbur gemeinsam mit Diadie Samassékou bei Red Bull Salzburg. Zusammen gewannen sie drei Meisterschaften und zwei Mal den Pokal. Der israelische Natio- nalspieler hatte von Beginn an eine enge Bindung zum Mittelfeldspieler aus Mali. „Wir sind enge Freunde geworden und haben auch noch Kontakt gehalten, als ich nach Sevilla wechselte.“ Obwohl es für Dabbur ein „Traum“ war, beim spanischen Spitzenklub zu unterschreiben, warb Samassékou schon frühzeitig um eine Reunion des Duos. „Er hat mir von Beginn an erzählt, wie toll alles in Hoffenheim ist und dass er sich sehr freuen wür- de, hier mit mir zusammen zu spielen. Da war ein erneuter Wechsel noch gar nicht in Sicht“, erinnert sich Dabbur, der zu Österreichs bestem Spieler der Saison 2018/19 gewählt wurde. Dass es in diesem Jahr zum Wiedersehen kam, freut ihn sehr: „Ich fühle mich sehr wohl hier. Diadie hatte sicher einen Anteil an dem Transfer. Ich bin ihm dankbar für seine TSG-Werbung, denn ich freue mich sehr, in Hoffenheim zu sein.“


























































































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