Page 68 - Spielfeld_April_2020
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NACHSPIELZEIT
  REISE MIT HANDICAP
55 Mitglieder des „Integrativen 1899 Hoffenheim-Fanclub“ reisten zum Bundesligaspiel beim FC Schalke 04. Am Tag nach der Partie trafen sich die Fans zum Hallenkick.
Es war die vorerst letzte große Fahrt. „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, ist ein bekanntes Zitat des Dichters Matthias Claudius. Und wenn sehr viele, noch dazu Menschen mit Handicap, eine nicht alltägliche Exkursion angehen, gibt es später noch viel mehr zu berichten. Zum Beispiel von der Fahrt des „Integrativen TSG 1899 Hoffenheim-Fanclubs Weinheim-Bergstraße“ zum Bundesligaspiel beim FC Schalke 04, an der 55 Fußballfans, davon zwei Drittel mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung, aufgebrochen waren – und anderntags mit vielen neuen Erlebnissen und Eindrücken wieder wohlbehalten in die Heimat zurückkehrten. Die rund 350 Kilometer lange Busfahrt zum Spiel (Endstand: 1:1), organisiert vom TSG-Behindertenbeauftragten Michael „Charly“ Mildenberger, verlief gewohnt kurzweilig.
Elke Jäger aus Aglasterhausen, vielfache Medaillen- gewinnerin bei den „Special Olympics“ im Schwimmen, begeisterte die Busbesatzung zudem als perfekte Bord-Hostess, servierte mit flotten Sprüchen die Getränke aus der Bordküche. Nahezu alle Mitfahrer tippten auf einen Auswärtssieg – letztlich gab es mit dem 1:1 eine gerechte Punkteteilung, mit der alle gut leben konnten. Neben Marie Deinaß aus Hohensachsen und dem sehbehinderten Studenten Enis Orhan aus Walldorf hatten auch die Betreuer Hans-Peter Belschner aus Schönau, Rainer Giese aus Weinheim und Reinhold Winterbauer aus Neidenstein das Er- gebnis zuvor richtig getippt. Mittendrin statt nur dabei, genau das sind die „Integrierten“, getreu dem Motto: „Gemeinsam für Vielfalt – gegen jede Diskriminierung“.
Nach Übernachtung in Essen war am Sonntagmor- gen ein Fan-Treffen beider Lager verabredet, das unmittelbar im Clubheim beim Stadion über die Bühne ging. Der ganze Kraichgau-Tross wurde zunächst
von Sven Graner, dem hauptamtlichen Behinderten- Beauftragten von Schalke 04, mit den Worten „Will- kommen im blau-weißen Wohnzimmer“ herzlich begrüßt. „Charly“ Mildenberger, der für einen lokalen Radiosender gleich interviewt wurde, war rundum zufrieden: „Die Hoffe-Handicaps pflegen seit langer Zeit einen guten Kontakt zu den Schalkern und haben in der Vergangenheit auch schon gemeinsame Spiele ausgetragen.“ Auch dieses Mal war in der Soccerhalle beim Schalker Fan-Club-Verband „Knappenschmiede“ Inklusionsfußball angesagt. Nach einem kleinen Auf- wärmprogramm, kombiniert mit lustigen Fang- und Koordinationsspielen, war das abschließende Match ein mit großer Freude aufgenommenes Highlight des Tages.
Ergebnis? Nebensache! Ein Aspekt der folgenden Gespräche war auch der Ausbau der vereinsübergrei- fenden Freundschaft mit dem Fanclub „Blau-Weißer Stachel“, der kurioserweise seinen Sitz beim „ge- liebten“ Nachbarn Dortmund hat. Zwischenzeitlich war auch Schalke-Maskottchen „Erwin“ hinzuge- stoßen und mit Überraschungsgast Martin Max ein legendärer Schalker „Eurofighter“ eingetroffen. Der frühere Bundesliga-Torschützenkönig (2000, 2002) und UEFA-Cup-Gewinner von 1997 fungiert heute als Repräsentant der „Königsblauen“. Der sym- pathische Ex-Profi stand natürlich für viele Fotos und Fragen zur Verfügung und gesellte sich auch zum obligatorischen Gruppenbild hinzu. „Charly“ Mildenberger, der mit dem „Team Barrierefrei“ und dem „Integrierten 1899 Hoffenheim-Fanclub“ zuvor schon bei diversen Bundesliga-Auswärtsspielen und auch beim Champions-League-Spiel in Lyon war, zog nach der Rückkehr in den Kraichgau ein positives Fazit: „Es hat alles wunderbar funktioniert. Danke an alle Mitfahrer.“
  Nach dem „Inklusionsspiel“ zwischen Schalke und Hoffenheim
VEREIN
 























































































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