Page 10 - Spielfeld_April_2020
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 ABPFIFF
Die Bundesligisten hoffen auf eine Fortsetzung der Saison – auch, weil ein Abbruch für einige Klubs existenzgefährdend wäre. Es geht um hunderte Millionen Euro und mehr als 56.000 Arbeitsplätze.
D ie Bundesliga kämpft gegen den Kollaps“, lautete die Schlagzeile der „Süddeutschen Zeitung“. „TV-Gelder: DFL bangt um 770
Millionen Euro“, meldete das Fachmagazin „kicker“. Da war gerade das erste fußballfreie Wochenende vorbei. Am Freitag zuvor, dem 13. März, war die Entscheidung gefallen, dass der 26. Spieltag der Fußball-Bundesliga der Corona-Krise zum Opfer fallen muss. Die Phase der Ungewissheit begann. Die von Anfang an sehr vage Hoffnung, die Bundes- liga bereits Anfang April wieder spielen zu lassen, schmolz dahin wie Eis in der Sahara. Schließlich räumte die Deutsche Fußball Liga (DFL) am 24. März ein, dass der Ball mindestens bis zum 30. April in der Bundesliga ruhen sollte. Damit war endgültig auch dem größten Optimisten klar: Die größte deutsche Sportliga legt eine längere Pause ein, die Gefahr eines Saisonabbruchs ist überaus real – das Corona-Virus hatte die Luft aus dem Ball gelassen.
Zuvor hatte die Politik mit den Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen bereits Fakten geschaffen. Längst hatte sich auch bei den Verantwortlichen der Fußball-Bundesliga die Erkenntnis durchgesetzt, dass die bei allen Seiten so unbeliebten Spiele ohne Zuschauer die einzige Option sein dürften, die Saison überhaupt zu einem sportlich regulären Ende zu bringen. Geisterspiele seien „in nächster Zukunft die einzige Überlebenschance", sagte DFL-Geschäfts- führer Christian Seifert bereits Mitte März markig. Wer Spiele ohne Zuschauer kategorisch ausschließe, „der muss sich keine Gedanken mehr machen, ob wir bald mit 18 oder 20 Profiklubs in der Bundesliga spielen“, sagte Seifert. „Denn dann wird es keine 18 Profiklubs mehr geben.“
Nur mit einem geordneten Spielbetrieb können die Bundesligisten ihre vertraglichen Verpflichtungen aus dem Verkauf der Medienverwertungsrechte erfüllen; nur wenn die Spiele ordnungsgemäß an- gepfiffen werden, fließen die noch fehlenden rund 750 Millionen Euro von den Rechteinhabern rund um den Pay-TV-Sender Sky und den Streamingdienst DAZN an die 36 Klubs. Kein Wunder also, dass die DFL und die Klubs alles daransetzen, diese Saison,
im Zweifel im Rekordtempo, durchzuziehen. Dass mit der Wiederaufnahme der Fußballspiele nichts mehr gelten wird, was vorher Standard war, wurde schnell klar: Bundesliga an verschiedenen Wochen- tagen, Europapokalspiele auch am Wochenende, der DFB-Pokal noch irgendwie dazwischen gequetscht, verschiedene Wettbewerbe an einem Tag nacheinan- der – es wird wohl auf einen andauernden Schicht- betrieb hinauslaufen. Bis zum bisher angepeilten Ende der Zwangspause am 30. April werden sechs Spieltage ausgefallen sein. Im Fall der TSG sind es die Heimspiele gegen Hertha BSC, den 1. FC Köln und RB Leipzig sowie die Auswärtspartien in Paderborn, Mainz und Düsseldorf. Wann und wie der „Sixpack“ vom 26. bis zum 31. Spieltag „abgearbeitet“ werden soll, war Ende März noch unklar. Fest steht dagegen: „Jedes Spiel, das gespielt wird, hilft uns“, erklärte ein DFL-Präsidiumsmitglied – und damit auch den rund 56.000 Arbeitsplätzen, die mittelbar an dieser Bundesliga hängen.
EM auf das Jahr 2021 verschoben
Klar ist auch: Nach dem erhofften Re-Start müsste der Fußball im Akkord gespielt werden. Denn nicht nur die Bundesliga will noch einen Deutschen Meis- ter küren (und der DFB einen Pokalsieger), auch die UEFA möchte unbedingt ihre Klub-Wettbewerbe, die Champions League und die Europa League, been- den. Der europäische Fußballverband war mit einer schweren Entscheidung in Vorleistung getreten und hatte die Europameisterschaft 2020, mit zwölf ver- schiedenen Spielorten auf dem ganzen Kontinent, auf den Sommer 2021 verschoben. Damit hatte die UEFA den Termindruck für die europäischen Ligen etwas gemildert. Die Spielzeiten in den nationalen Ligen können damit bis Ende Juni (und im Zweifel sogar darüber hinaus) gestreckt werden.
Wie und wann genau die fußballfreie Zeit beendet werden könnte, ist derzeit noch unklar. Eindeutig ist jedoch: Der Frust bei jedem Fußballfreund wächst von Tag zu Tag. So richtig und wichtig die Pause für die Eindämmung der Pandemie war und ist – ohne Fußball macht das Leben einfach nur halb so viel Spaß.
KAMPF GEGEN CORONA























































































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