Page 94 - Spielfeld_März_2020
P. 94

94
 KICKEN UND MUSIZIEREN
Fußballspielen und Musik machen, das passt durchaus zusammen. Weltmeister Mesut Özil etwa machte zusammen mit Jan Delay vor der WM 2010 den Rap-Song „Large“. Vom Bolzplatz auf die Bühne ging es auch für den früheren Bundesliga-Spieler Kevin Prince Boateng, der unter dem Alias PRIN$$ Boateng zusammen mit dem Rapper Ty Elliot Hip- hop-Musik macht. Der ehemalige US-Nationalspieler Alexi Lalas veröffentlichte mehrere Indie-Rock- Alben, der niederländische Europameister Ruud Gullit versuchte sich als Reggae-Sänger („Not The Dancing Kind“), der exzentrische Engländer Paul Gascoigne schaffte es mit „Fog On The Tyne“ bis auf Platz zwei der UK-Singlecharts. Der tschechische Toptorwart Petr Cech setzte sich in seiner Heimat beim Rock-Festival bei der Band Eddie Stoilow vor mehr als 10.000 Zuschauern ans Schlagzeug und trommelte, was das Zeug hielt. Für Marcell Jansen endete ein Abendessen mit seiner Freundin und dem bekannten Rapper Bushido gar auf einer großen Konzertbühne. Denn seine bessere Hälfte verriet dem Musiker, dass der HSV-Profi ein Lied von ihm auswendig könne. Einen Tag später bat Bushido den Fußballer bei einem Konzert in der Hansestadt mit den Worten „Mann oder Maus“ auf die Bühne – Jansen trat auf und performte gemeinsam mit den Rappern vor tausenden Fans. Der erfolgreichste Ex-Fußballer als Musiker ist hierzulande Rapper Marteria, der unter seinem richtigen Namen Marten Laciny einst in der Jugend von Hansa Rostock und sogar für die DFB-Junioren kickte.
ÜBER
GESCHMACK LÄSST
SICH NICHT STREITEN
Musik ist, wie auch andere Kunstrichtungen, eine Geschmackssache. Was dem einen gefällt, findet der andere mäßig oder sogar furchtbar. Auch die auf diesen Seiten aufgeführten Titel stoßen sicherlich nicht bei jedem
auf Zustimmung. Insofern ist Sweet Caroline aus der TSG- Stadionshow ein Beispiel für die Redensart „Über Geschmack lässt sich nicht streiten“. Neil Diamond, einer der erfolgreichsten Musiker der Welt, ließ sich 1969 beim Komponieren des Songs von der neunjährigen Caroline, der Tochter des getöteten US-Präsi- denten John F. Kennedy, inspirieren. Weil der Song mit seinem Refrain (übersetzt: Süße Caroline, die guten Zeiten schienen noch nie so gut zu sein) ein Stimmungsmacher ist, wird
er bei vielen Sportveranstaltungen gespielt.
244 Millionen Mal wurde die Originalversion bei
Spotify gestreamt, aber nicht alle Fans
finden das Lied gut. Geschmacks-
sache eben.
DIE VORBILDER
Singende Kicker gibt es in Deutschland seit Beginn der Bundesliga. Im Jahr 1965 landete der Torwart von 1860 München, Peter Radenkovic, mit „Bin i Radi, bin i König“ auf Platz fünf der Charts, es folg- te ein Jahr später Franz Beckenbauer mit dem Song „Gute Freunde kann niemand trennen.“ Die Schall- platte schoss nur auf Rang 31 der Hitparade, aber „Gute Freunde“ wurde gewissermaßen zum Evergreen, oft kopiert – und die Fans des FC Bayern München stimmen es manchmal heute noch im Stadion an. Drei Jahre später wurde auch Gerd Müller vor das Mikrofon gezerrt. Der Bomber der Nation sang „Dann macht es bumm“. Weltklasse vor dem Tor, als Sänger – Entschuldigung – war Müller Kreis- klasse. Wesentlich erfolgreicher war die HSV- Legende Kevin Keegan, der 1979 mit „Head over heels in love“ sogar eine Top-Ten-Platzierung in Deutschland errang.
    KIDS



















































































   92   93   94   95   96