Page 58 - Spielfeld_März_2020
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 KAMPF UM PLATZ ZWEI
Die Frauen der TSG Hoffenheim stehen vor ihrer erfolgreichsten Saison. Sogar der zweite Platz, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt, ist möglich. Am 28. März (Samstag, 13 Uhr) tritt das aktuell auf dem dritten Rang platzierte TSG-Team (37 Punkte) am 17. von 22 Spieltagen zu einer möglicherweise vorent- scheidenden Begegnung beim Tabellenzweiten FC Bayern München (38 Punkte) an. Eine Woche zuvor haben die Hoffenheimer Frauen die Chance, wie im Vorjahr den Einzug in das Halbfinale des DFB-Pokals zu schaffen. Im Viertelfinale treffen sie am 21. März (Samstag, 14 Uhr) auswärts auf Bayer Leverkusen.
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Zwanziger: „Wir sind jetzt seit 2013 in der Bundesliga
und in dieser Zeit hat sich schon enorm viel getan.
Mit dem Leistungsvermögen, das wir jetzt in unserer
Mannschaft haben, hätten wir vor sieben Jahren
gute Chancen gehabt, Deutscher Meister zu werden,
trotz Birgit Prinz und wie sie alle hießen beim 1. FFC
Frankfurt. Es ist bei allen Vereinen schon sehr viel
passiert. Alle Spielerinnen sind technisch, taktisch und
athletisch viel besser ausgebildet, die Infrastruktur
und Trainingsbedingungen in den meisten Vereinen
sind besser als früher. Ich bin überzeugt, dass es
kontinuierlich so weitergehen wird, auch deswegen,
weil sich vielleicht noch mehr Männer-Profivereine
dem Frauenfußball zuwenden.“
Ist tatsächlich damit zu rechnen, dass Borussia
  Dortmund oder andere auch in die Frauen-Bundes-
   liga wollen?
  Ehrmann: „Da die Bundesliga am Ende der nächs- Vom Boom im Ausland, wo auch mal zu einem
  ten Saison einen dritten Champions-League-Platz Ligaspiel 30.000 oder 40.000 Zuschauer kommen,
  bekommt, wird dies sicherlich dafür sorgen, dass haben einige deutsche Medien abgeleitet, dass die
  mehr investiert wird. Und mit Sicherheit werden Bundesliga hinterherhinkt. Tatsächlich wechseln
   einige bekannte Vereine kurz- und mittelfristig dazu gute deutsche Spielerinnen nun öfter ins Ausland.
 kommen. Da ist RB Leipzig, das vielleicht schon Wie seht und bewertet Ihr diese Entwicklung?
   dieses Jahr in die zweite Liga aufsteigt. Der HSV, Ehrmann: „Wenn es um das Finanzielle geht, hän-
  St. Pauli, Bremen, Leverkusen, Köln und Gladbach gen wir schon hintendran. Die Spielerinnen, die uns
  sindschondabeiundkönntenirgendwannaufdieIdee weiterhelfen könnten, höhere Ziele zu erreichen,
   kommen, sich stärker für die Frauen zu engagieren. kriegen wir gar nicht hierher. Sie bekommen in der
 Aus Stuttgart hört man, dass der VfB vielleicht doch Bundesliga woanders mehr und im Ausland eben
   mal mitmacht. Und Borussia Dortmund überlegt ja noch mehr.“
  offenbar auch, eine Frauenabteilung zu gründen. Zwanziger: „Die Entwicklung betrifft nicht nur uns,
  Wenn mehr Vereine aus der Männer-Bundesliga sondern auch andere Bundesligisten. Das ist die
   mitmachen, die mit ihren Strukturen alle viel besser Spirale, die durch den englischen Markt, wo auch
  ausbilden können, könnte die Frauen-Bundesliga bei den Frauen viel Geld drinsteckt, entsteht. Die
  vielleicht wirklich attraktiver werden.“ Gehälter gehen nach oben – auch bei uns. Die Eng-
  Zwanziger: „Selbst wenn unsere Bundesliga mehr länder haben wegen der Ausrichtung der Frauen-EM
  Strahlkraft bekommen sollte, haben wir aber ein 2021 alle Männer-Klubs der Premier League in die
   Problem damit nicht gelöst: Dass es immer weniger Pflicht genommen. Dies wird konsequent umgesetzt.
  Mädchen gibt, die Fußball spielen wollen. Um in der Sie haben Top-Ideen für das Imagemarketing des
  Breite wieder mehr Nachwuchs zu bekommen, müs- gesamten Frauenfußballs. So haben Mitglieder des
  sen der DFB und die Landesverbände viel mehr Geld, Königshauses, Schauspieler, viele andere Promis
  vor allem auch in Personal, investieren. Dabei gilt es und Ex-Nationalspieler wie David Beckham in ihren
   nicht nur die Bundesligisten zu hinterfragen, ob sie sozialen Netzwerken die englischen Nationalspie-
 sich nicht mal im Frauenfußball engagieren wollen, lerinnen vorgestellt und sie bekannter gemacht.
   sondern auch viele Amateurvereine dazu zu bewegen, Frauenfußball hat dort gesellschaftspolitisch eine
  mehr für den Mädchen- und Frauenfußball zu tun. andere Bedeutung als bei uns.“
     Ist denn nicht auch der DFB schon in Bewegung
 geraten?
   Zwanziger: „Er ist schon auf die Spur gekommen. Das
  liegt auch am neuen Präsidenten Fritz Keller, der ja
   auch gesagt hat, der DFB müsse weiblicher werden.
  Man spürt schon einen frischen Wind. Ebenso positiv
 ist es, dass in England vor allem mit den Klubs aus
   London und Manchester sowie in Spanien, wo der FC
  Barcelona schon länger dabei ist und in der nächsten
   Saison auch Real Madrid dazu kommt, sehr namhafte
 Klubs nun mit dem Frauenfußball verbunden werden.
   Was für den europäischen Fußball gut ist, kann ja nicht
  für den deutschen Fußball schlecht sein.“
                                                    VEREIN
 




































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