Page 57 - Spielfeld_März_2020
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    SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
  Die TSG Hoffenheim ist mit zwei Niederlagen in die
finanziell gefördert wird, während hier mit deutlich bescheideneren Mitteln gearbeitet wird? Zwanziger: „Diese Kluft zu schließen, ist für uns genauso schwierig, wie für die TSG-Männer den Abstand zu den Bayern aufzuholen. Wir sind jetzt sieben Jahre in der Bundesliga und haben noch nie einen Punkt gegen den VfL geholt, aber so gut, wie in diesem Spiel habe ich diese Mannschaft noch nie gesehen. Sie wollte allen zeigen, dass sie die absolute Nummer eins in Deutschland ist.“
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb in ihrem Spielbericht: „Traurige Entwicklung im deutschen Frauenfußball“ und machte dies daran fest, dass 1710 Zuschauer im Dietmar-Hopp-Stadion waren, während angeblich in England zu fast allen Spielen nicht weniger als 3000 Besucher kämen. Ist die Entwicklung wirklich traurig?
Zwanziger: „2000 Zuschauer wären schön gewesen, aber 1700 waren absolut okay. Natürlich würden wir uns freuen, wenn bei den Heimspielen gegen Leverkusen und Duisburg auch mal 1000 kämen. Bei uns und auch beim Deutschen Fußball-Bund dreht sich vieles darum, an diesen Zahlen etwas zu ändern und vereinzelt hat es auch schon funktioniert. Aber dafür ist ein Riesenaufwand nötig, den wir nur sehr selten leisten können. Leider wirkt er sich auch nicht nachhaltig aus.“
Ehrmann: „Ich höre oft, dass die Anfahrt zum Sta- dion für viele Leute kompliziert ist, zumal an einem Freitagabend mit den vielen Staus in dieser Region. Einige Zuschauer haben statt 40 Minuten mehr als zwei Stunden gebraucht. Es wäre auch schön, wenn wir mehr Spiele im Sommer austragen könnten. Ich plädiere für eine Aufstockung der Bundesliga auf 14 Vereine, dann hätten wir zwei Heimspiele mehr, aber bitte nicht im Januar.“
Wir haben gerade über Probleme geredet, aber man hat auch den Eindruck, dass sich im deutschen Frauenfußball viel bewegt. Hat Siegfried Dietrich, der Macher des siebenmaligen Deutschen Meis- ters 1. FFC Frankfurt, recht, wenn er sagt: „Der Frauenfußball steht vor einem neuen Zeitalter“? Ehrmann: „Ich glaube auch, dass es auf europäischer Ebene einen Aufbruch gibt. Die Champions League, in der es bisher ausschließlich K.o.-Runden gab, erhält nun Gruppenspiele. In den Ligen anderer Länder bewegt sich viel. Die Frankfurter Frauen treten der Eintracht bei und wollen aufrüsten. Es wird interessant, ob auch die Frauen des FC Bayern nachziehen. Wolfsburg ist ohnehin schon eine Klasse für sich. Der Konkurrenzkampf wird bestimmt wei- ter zunehmen.“
PRÄSENTIERT VON
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                  verbleibende Rückrunde gestartet. Das Spitzenspiel
  gegen den VfL Wolfsburg wurde 2:5 verloren, es
  folgte ein 2:3 bei der SGS Essen, die im Hinspiel
   noch 7:0 geschlagen wurde. Damit verbunden war
  das Zurückfallen vom zweiten auf den dritten Platz.
  Warum lief es Anfang 2020 noch nicht so gut wie
  von August bis Dezember 2019?
  Ehrmann: „Gegen Wolfsburg war der Qualitätsunter-
   schied der Grund. Unsere junge Mannschaft stand
  sofort unter Druck, aus dem auch die Fehler und Ge-
  gentore entstanden sind. Gegen diesen Gegner muss
  die Null länger stehen, um überhaupt eine Chance
  zu bekommen. Und uns fehlte auch die Erfahrung
   von Torfrau Martina Tufekovic, Fabienne Dongus und
  Leonie Pankratz, unseren beiden Führungsspiele-
  rinnen. Wolfsburg ist die Partie angegangen wie ein
  Champions-League-Spiel. Auch in Essen, wo mit
  Luana Bühler zusätzlich eine Stamm-Innenvertei-
   digerin ausfiel und auch Michaela Specht noch vor
  der Halbzeit verletzungsbedingt vom Feld musste,
                                        Die TSG-Frauen bejubeln den 4:1-Sieg gegen Freiburg im März.
       hatten wir nicht mehr die Leichtigkeit des vorigen
  Halbjahres.“
   Zwanziger: „Wir sind sehr kritisch mit uns selbst
  umgegangen. Nach den zwei Niederlagen haben
  wir gegen Freiburg die erhoffte Reaktion gezeigt
  und konnten vor allem im ersten Durchgang an die
  starken Leistungen der Hinrunde anknüpfen. Am
   Ende haben wir verdient 4:1 gewonnen.“
    War die Niederlage gegen Serienmeister und
  zweimaligen Champions-League-Sieger Wolfs-
  burg der normale Unterschied zu einer echten
   Weltklassemannschaft, die vom Klub großzügig
              
























































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