Page 49 - Spielfeld_März_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 49
Seit 16 Jahren betreut Hans Schobes den TSG-Nachwuchs, 15 davon verbrachte er
bei der U19. Pokalsieger, Deutscher Meister, Youth-League-Endrunde – der 64-Jährige war bei den Akademie-Höhepunkten stets dabei. Er betreute heutige Profis ebenso wie nie in der Bundesliga angekommene Supertalente und die erfolgreiche Trainergilde der TSG. Mit SPIELFELD hat er über seine Aufgaben und besonderen Momente gesprochen und Anekdoten zum Besten gegeben.
 W enn Hans Schobes das Stadion betritt, hört er hoch oben in Hoffenheim die Vögel zwitschern. Es ist andächtig still an dem
Ort, durch den wenig später Schreie von Fans, Spie- lern und Trainern hallen. Schobes genießt die Ruhe vor dem Sturm. Es trägt meditative Züge, wenn der 64-Jährige vor den Spielen der U19 seiner ganz per- sönlichen Routine nachgeht: Ein wenig angespannt betritt er den Innenraum, läuft an der noch leeren Tribüne entlang zum Kabineneingang und betritt die Katakomben des Dietmar-Hopp-Stadions, die sein berufliches Wohnzimmer geworden sind. Etwa drei Stunden vor den Spielen der U19 hat er die Hoheit über den Innenraum, wuselt durch die Gänge und erweckt die Räume zum Leben. Taktiktafeln für die Trainerkabine, Snacks für die Schiedsrichter, Getränke, Obst und Kuchen für die Spieler. Dann öffnet er die Kiste mit dem wohl wichtigsten Inhalt: Trikots, Hosen und Stutzen werden fein säuberlich ausgepackt, sortiert und vorbereitet. Zum Abschluss wird noch die Kapitänsbinde, wie eine Kirsche auf der Torte, platziert.
Nichts wird dem Zufall überlassen, die Anordnung der Gegenstände ist das Ergebnis jahrelanger Er- fahrung, ungetrübter Leidenschaft und Liebe zum Detail. „Die U19 ist ein wichtiger Lebensinhalt. So lange es in mir brennt und ich mit Freude dabei bin, mache ich das. Wenn es aber eines Tages zur Gewohnheit oder gar Last wird, hier hoch zu fahren, dann höre ich auf. Man muss dafür brennen – und natürlich auch ein bisschen verrückt sein, das ist mir schon klar“, sagt er lächelnd.
Und so war es für Schobes kein wirklich ungewöhn- licher Vorgang, dass eine Grillparty im Jahr 2004 sein Leben grundlegend veränderte. „Mein Freund Klaus Hickel, damals Torwarttrainer der U19, hatte zu Bratwurst und Bier eingeladen. Uwe Wolf, der damalige Cheftrainer, war ebenfalls da. Er suchte jemanden, der den Spielbetrieb organisiert. Ich war in meinem Heimatverein SG Viktoria Mauer schon Schriftführer – und wo es brennt, da hilft man ja. Also sprachen wir miteinander, verstanden uns gut und haben uns noch am gleichen Abend per Hand- schlag auf eine Zusammenarbeit geeinigt. So kam ich zur TSG Hoffenheim.“
 „Man muss dafür brennen – und natürlich auch ein bisschen verrückt sein,
das ist mir schon klar.“
Die Katakomben des Dietmar-Hopp-Stadions sind Hans Schobes‘ zweites Zuhause.

























































































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