Page 29 - Spielfeld_März_2020
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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 Märchenhafte Story: Sargis Adamyan erzielt sein erstes Bundesliga-Tor beim FC Bayern – und führt die TSG mit seinem zweiten Treffer zum ersten Sieg beim Rekordmeister.
 hat hier keiner eine Chance gegen mich. Wenn ich richtig ernst mache, wird es in keinem Satz eng.“ Mit der vermeintlich schwächeren linken Hand tritt er dennoch nicht gegen seine Teamkameraden an: „Das wäre dann doch zu arrogant. Sebastian Rudy, Andrej Kramaric und Alexander Stolz sind auch wirklich gute Spieler, aber ich habe früher ja wirklich hart und lange trainiert, das merkt man dann schon.“
Fleiß und Wille haben Adamyan auch auf dem Rasen stets ausgezeichnet. So gelang ihm ein Weg in die Bel- etage des Fußballs, der in Zeiten von Nachwuchszentren und Talentspähern kaum noch möglich erscheint. Von seinem Heimatverein Hansa Rostock wechselte er 2014 in die Regionalliga nach Neustrelitz und von dort aus 2016 zum ebenfalls viertklassigen TSV Steinbach in Mittelhessen, wo er eine Saison blieb. Solider Fußball an der Schwelle zum Profi-Niveau, aber fernab von funkelnden Arenen und Luxusleben. „Ich profitiere heute sehr von den damaligen Erfahrungen. Ich weiß es zu schätzen, nun auf diesem Niveau trainieren und spielen zu dürfen. Es ist noch nicht lange her, da habe ich mich vor dem Training in einer Umkleide umgezogen, die mit dem Auto 15 Minuten vom Platz entfernt war. Das waren noch andere Verhältnisse. Darum freue ich mich einfach auf jede Einheit, jedes Match und bin unglaublich froh, doch noch hier an- gekommen zu sein.“
Die Tür zum Profi-Fußball öffnete sich für Adamyan schon 2017, als er in die zweite Bundesliga zum
SSV Jahn Regensburg wechselte. Ein gewaltiger Schritt für den damals 24-Jährigen: „Ich habe nie aufgehört, an meine Profi-Laufbahn zu glauben. Es in die zweite Liga geschafft zu haben, war ein riesiger Erfolg. Ich wusste aber auch, dass ich mehr erreichen kann. Viele meiner früheren Trainer haben mir stets das Potenzial für die Bundesliga attestiert. Roland Kroos, der mich bei Hansa Rostock vier Jahre sehr gefördert hat, meinte immer zu mir, dass ich es bis nach ganz oben schaffen könne. Und durch seine beiden Söhne Toni und Felix kennt er sich ja schon ein bisschen aus“, sagt Adamyan augenzwinkernd.
Bei der TSG erkämpfte sich der Armenier schnell Anerkennung. Spielern und Trainern blieb nicht verborgen, welches Potenzial im früheren Zweit- liga-Spieler steckt. Sprintstark, ehrgeizig, demütig. Eine dankbare Kombination für Trainer Alfred Schreuder, der den Nationalspieler stets mit Feed- back versorgte. „Ich wusste ja, dass ich nicht als Stammspieler geholt worden bin und mich hier neu beweisen musste. Alexander Rosen und Alfred Schreuder haben mir aber immer wieder positive Rückmeldungen gegeben. Sie wussten auch, dass ich mich an das neue Niveau erst einmal gewöhnen musste. Am fünften Spieltag wurde ich dann beim 1:1 in Wolfsburg zum ersten Mal eingewechselt. Das war sehr wichtig für mich. Weil ein Traum in Erfül- lung ging – aber vor allem, weil ich gemerkt habe, dass ich in der Bundesliga mithalten kann.“
 


























































































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