Page 28 - Spielfeld_Februar_2020
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 Geburtstag: 4. Juli 1989 Geburtsort: Wiesbaden Nationalität: deutsch
Bei der TSG seit Juli 2016 Spiele/Tore gesamt
105/7 Bundesliga, 13/1 DFB-Pokal
Spiele/Tore bei der TSG
75/6 Bundesliga, 4/1 DFB-Pokal
Vorherige Vereine:
2014 – 2016: 2012 – 2014: 2007 – 2012:
FC Ingolstadt
VfR Aalen
SV Wehen-Wiesbaden
 Man meint, spüren zu können, dass Hübner fast ein wenig beschämt wirkt ob dieser Hymne auf ihn, die so manch anderen hätte spürbar wachsen lassen. Für Hübner ist eine solche Kategorisierung fremd. „Ich bin wie ich bin. Und so wie ich bin, hat die Mannschaft mich erst zu ihrem Stellvertreter und somit nun zu ihrem Kapitän gemacht. Nicht, weil ich jetzt anders werden sollte.“ Die öffentliche Meinung, das große Wort, die Brandrede des Leitwolfs, die Gier nach dem starken Tobak des Kapitäns am Mikro – in Hübners Wahrnehmungskessel verdampft: „Es war mir nie wichtig, was die Leute von außerhalb denken. Das kann ich nicht beeinflussen.“ Das feierliche Weihrauch schwenken und Floskeln wie „Das Kapitänsamt ist eine große Ehre“ schenkt sich Hübner, da ist eher preußische Ethik zu spüren: „Es ist Pflicht und Auftrag. Das Team hat es so entschieden. Dem will ich gerecht werden.“
So gewissenhaft hat Hübner auch stets seine Arbeit in der Defensivzentrale verrichtet, seit er im Sommer 2016 vom damaligen Liga-Konkurrenten FC Ingolstadt in den Kraichgau kam. Geholfen, geprägt hat ihn dabei ganz sicher seine eigene fußballerische Pubertät, die ihn „über die Dörfer“ führte, wie Hübner einst sagte. Er war nicht das logische Ergebnis der Ausbildung in Nachwuchsleistungszentren, kein Resultat genialischer Anlagen oder messianischen Talents – stattdessen spielte der damals nicht nur etwas jüngere, sondern auch kleinere Benjamin bis zur U15 auf Asche, in seinem Heimatklub Taunusstein (heute Wehen-Wiesbaden), später bis zur U19 nicht einmal in der höchsten deutschen Junioren-Spielklasse. Sein größter sportlicher Erfolg zu jenem Zeitpunkt: ein Spiel in der Hessen-Auswahl. Ein Jahrzehnt später ist die fußballerische Vita umfangreich wie eindrucksvoll: 105 Bundesliga-Spiele, ein gutes Dutzend Pokal-Partien, Einsätze in der Champions wie auch der Europa League – auch trotz einer längeren Pause nach einer
Keine falsche Rücksicht: Benjamin Hübner im Luftduell mit seinem Bruder Florian
Kopfverletzung, die Hübner bekanntermaßen viele Monate zum Zuschauen verdammte. Auch hier aber blieb sich der Innenverteidiger öffentlich treu: Kein Palaver, kein Lamento. Dies gilt im Übrigen auch für den vorzeitigen Abgang von Kevin Vogt nach Bremen. Der Vorgänger im Kapitänsamt darf ohne Widerspruch als „Buddy“ Hübners gelten: „Wir sind im selben Jahr zusammen zur TSG gekommen, waren gemeinsam unglaublich erfolgreich, haben im Trainingslager das Doppelzimmer geteilt, zusammen Urlaub gemacht. Natürlich war er nicht nur ein Mitspieler, sondern ein guter Kumpel.“ Doch eine persönliche Verbundenheit, auch die kurzzeitige Betroffenheit darf sich für Hübner dennoch nicht in der Kabine einnisten: „Da bin ich sehr professionell. Es ist ja nicht meine Entscheidung, das akzeptiere ich immer. Und ich habe ja vor der Saison nicht ohne Grund den Vertrag verlängert. Wir wollen maximalen Erfolg. Danach lebe und arbeite ich.“
Benjamin Hübner weiß, dass Trainer Alfred Schreuder genau das an ihm schätzt: „Benni ist ein Mentalitätsspieler. Er hat eine überragende Präsenz.“ Und die gibt der neue Kapitän an die Teamkollegen weiter, die sich erkennbar wohler füh- len, wenn Hübner auf dem Rasen steht, gestikuliert, auch mal ein Veto einlegt beim lautstarken Tête-à-Tête mit dem Schiedsrichter. Hübner lebt es vor. Inzwischen ist die TSG in der Liga gefürchtet für ihre Comeback-Qualitäten, dreht immer wieder Spiele ins Positive, wie zuletzt daheim beim begeisternden 2:1 gegen Leverkusen. „Mit uns ist immer zu
  Auf Augenhöhe: Benjamin Hübner (r.) mit Trainer Alfred Schreuder
PROFIS

















































































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