Page 27 - Spielfeld_Februar_2020
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 27
Gewinner-Typ ohne Attitüde
Ein echter Zweikämpfer: Benjamin Hübner spitzelt Leverkusens Moussa Diaby den Ball mit einer perfekten Grätsche vom Fuß.
Benjamin Hübner ist seit der Rückrunde neuer Kapitän der TSG Hoffenheim. Nicht nur für Trainer Alfred Schreuder ist er die Idealbesetzung. Der 30 Jahre alte Innenverteidiger hat dabei die Spielführerbinde nicht als Auszeichnung und Ehrenabzeichen gebraucht.
  Es gibt, nicht nur, aber eben auch im Fußball, ja immer gewisse Archetypen, richtige „Role models“. Der Zehner, ein filigraner Techniker, die
echte Nummer 9 mit dem Torriecher, der eisenharte, kernige Verteidiger – und, nicht zu vergessen, der sogenannte Führungsspieler, gern positiv konnotiert als der „Aggressive Leader“, quasi die VanBomme- lisierung des Fußballs.
Auch der Kapitän spielt im Fußball, oder zumindest in der öffentlich-medialen Betrachtung des Fuß- balls, eine zentrale Rolle. Der „verlängerte Arm“ des Trainers auf dem Spielfeld soll er sein, zugleich „das Sprachrohr der Mannschaft“ im Verhältnis zum Coach und vor allem auch der „Wachrüttler“ in der Öffentlichkeit, wenn es mal hakt. Wer mit dieser festgefügten Erwartung in ein Gespräch mit Benjamin Hübner geht, wird überrascht. Denn dort sitzt ein überaus reflektierter Geist, der zu unter- scheiden weiß zwischen öffentlicher Attitüde und der internen Aufgabe.
Zur Rückrunde übernahm der 30-Jährige das Amt von seinem Team- und Zimmerkollegen Kevin Vogt, den es per Ausleihe zum SV Werder Bremen zog. Was diese neue, ungewohnte Rolle mit ihm mache? „Ich habe die Spielführerbinde öfter an als davor“, sagt Hübner, der 2017 bereits erstmals zum Vize-Kapitän gewählt und seither stets bestätigt wurde. „Ich war doch immer an allen Entscheidungen und Gesprächen beteiligt. Für mich ändert sich nichts, ich muss nur mehr Interviews geben.“ Dann schmunzelt er. Denn auch das kann der gebürtige Hesse gut eingestehen: Der öffentliche Auf- tritt, der große Gestus auf offener Bühne ist nicht seine Kernkompetenz, schon gar nicht seine Lieblingsdisziplin.
Muss es das sein? Muss es nicht. Denn unstrittig ist: „Benni ist ein Gewinner.“ Das sagt später an diesem Abend vor zahlreichen Gästen beim Neujahrsempfang TSG-Coach Alfred Schreuder über seinen neuen Spielführer und setzt zu einer Eloge an: „Er hat die Binde nie gebraucht. Benjamin Hübner war und ist Kapitän in seinem Herzen und in seinem Kopf.“


























































































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