Page 81 - Spielfeld_Dezember_2019
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SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 81
   Uli Hoeneß stockte die Förderprämie auf
Der ehemalige Präsident des FC Bayern München, der vor der Preisverleihung mit anschaulichen Erzäh- lungen über den früheren Nationalspieler Sebastian Deisler ein konkretes Bild des Krankheitsbildes Depression gezeichnet hatte, stockte die Zuwendung des Förderpreises mit einer Privatspende auf 30.000 Euro auf. Durch das finanzielle Engagement von Uli Hoeneß war es der Robert-Enke-Stiftung möglich, alle drei ausgezeichneten Projekte, darunter das der TSG-Sportpsychologen Mayer und Spielmann, mit jeweils 10.000 Euro zu prämieren. Den ersten Platz belegte der Olympiastützpunkt Berlin, den dritten Rang das Sportinternat Dormagen-Knechtsteden.
Spielmann, der seit dem Jahr 2015 eng mit Jan Mayer als sportpsychologischer Experte zusammenarbei- tet und im neu geschaffenen TSG ResearchLab als Koordinator Sportpsychologie & Wissenschaft tätig ist. „Deswegen haben wir mit einem Stressverarbei- tungsbogen ein Werkzeug entwickelt, mit dem wir alle TSG-Spielerinnen und -Spieler von zwölf Jahren bis zu den Bundesliga-Teams erfassen“, ergänzt der Sportwissenschaftler. „Prinzipiell geht es darum, dass möglichst viele Mädchen und Jungen den Weg zu ihrem Leistungsoptimum wirklich schaffen. Und ein wesentlicher Aspekt dabei ist der Umgang mit Stress“, erklärt Prof. Jan Mayer.
Rund 300 Spielerinnen und Spieler nutzen zwei Mal im Jahr – jeweils vor der Hin- und Rückrunde – dieses aufwendig entwickelte, wissenschaftlich fundierte Instrument für die psychologische Diagnostik.
An den Ergebnissen des Fragebogens, der via Tablet ausgefüllt wird, kann das Team der TSG-Sportpsycho- logen erkennen, ob die Befragten in der Lage sind, mit Stress gut umzugehen und Probleme lösen zu können oder ob sie mit Gefühlen von gedanklicher Resignation zum Aufgeben neigen. Zwischen diesen beiden Polen gibt es mehrere Abstufungen. „Unterstützung erhalten diejenigen, die ein Defizit in ihrem Stressverhalten haben. Wir gehen nicht gießkannenmäßig vor, sondern strukturieren das sehr effizient“, sagt Prof. Mayer und hebt zwei wichtige Aspekte hervor. „Die Messung ist nur das eine, das Bauchgefühl, die Beobachtung und das Gespräch mit den betroffenen Sportlern das
andere“, sagt der Heidelberger. Alle Ergebnisse wie auch eine eventuelle psychologische Unterstützung bleiben diskret, die Trainer werden darüber nicht informiert. Die regelmäßigen Befragungen haben anfängliche Hemmschwellen weitgehend abgebaut. Die Sportler treten leichter wegen einer „Ergebnis- besprechung“ mit den Sportpsychologen in Kontakt. Präventive Schritte einzuleiten und gezieltes Training mit Coaching-Strategien zur Stressverarbeitung können meist komplikationslos vermittelt werden. Wertvoll ist auch, dass das modifizierte Instrument ein schnelles Screeningverfahren ermöglicht, welches in nur etwa zehn Minuten ein verlässliches Ergebnis über die Stressverarbeitungsstrategien einer gesamten Mannschaft erlaubt.
Die TSG beabsichtigt, das von der Enke-Stiftung ausgezeichnete Konzept auch anderen Institutionen zur Umsetzung anzubieten. „Wir wollen es in die Gesellschaft tragen, damit in Schulen oder anderen Einrichtungen Kindern geholfen werden kann, für die es schwierig ist, mit Stress umzugehen. Wir wollen Initiativen starten, um auch außerhalb des Sports mit diesem Verfahren zu arbeiten“, sagt Prof. Mayer. Dies ist ein Schritt, der dem Anspruch des gesellschaftlichen Wirkens im Rahmen der Zukunftsstrategie „TSG ist Bewegung“ entspricht, und von dem neuen TSG ResearchLab gGmbH umgesetzt werden kann.
Videolink zum Projekt:
 Von links nach rechts: Uli Hoeneß, Teresa Enke, Prof. Dr. Jan Mayer und Jan Spielmann
(beide TSG Hoffenheim).
























































































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