Page 76 - Spielfeld_Dezember_2019
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 Der Schwabe holt eine ausgerollte, leicht angefrorene Teigplatte aus dem Tiefkühlschrank, legt eine Schablone in Form eines Fußballs darauf und schneidet die Platte entlang der Schablone kreisrund. „Die kann man sich leicht selbst machen oder einfach irgendwo im Internet ziehen, ausdrucken und ausschneiden.“ Er bepinselt die Platte mit Wasser und drückt sie in Mohn, ehe er sie vorsichtig auf den Teigball legt. Dann platziert er die Schablone über die Platte und beginnt, sie mit Mehl fein abzusieben. Fertig ist die Fußballoptik. Bei 250 Grad in den Ofen, nach acht Minuten auf 180 Grad runterdrehen und dann nochmal 57 Minuten backen bis zum kulina- rischen Anpfiff.
2008 lernte er Schmid auf der Meisterschule in Weinheim kennen. Liebe auf den zweiten Blick sei es gewesen. „Jörg saß zufälligerweise neben mir. Anfangs waren wir gar nicht auf einer Wellenlänge, das hat sich aber mit der Zeit entwickelt.“ 2009 meldeten sie sich unter dem Namen „Devil’s Bakers“ bei der Deutschen Meisterschaft an. Das Logo: Die Silhouette einer nackten Teufelslady, die auf einer Brezel reitet. Mit schwarzen Klamotten, roten Schürzen und Piratentüchern wollten sie sich schon allein optisch abheben. Völlig unerwartet schafften sie es ins Finale, in dem sie den vierten Platz belegten. Ihr Ehrgeiz war geweckt,
die Idee des Event-Backteams geboren. Die beiden gaben Kurse und backten in der Öffentlichkeit, „Frontbaking“ nennt Hirth das. 2012 traten sie dann erneut zur nationa- len Back-Meisterschaft unter dem Namen „Wildbakers“ an. „Wir haben das Ding gerockt. Dieser Sieg gab uns in der Branche einen enormen Schub.“ Durch den Erfolg wurden sie in die deutsche Bäcker-Nationalmannschaft aufgenommen, in der sie inzwischen aber hauptsächlich repräsentative Auftritte wahrnehmen.
Ob Hirth schon mal an einen gemeinsamen Laden mit Kumpel Jörg gedacht habe, in dem die „Wildbakers“ ihre Backfantasie ausleben könnten? „Die Leute gehen derma- ßen ab, dass wir jetzt nach einem gemeinsamen Standort schauen.“ Irgendwo in der Mitte zwischen Schmids Heimat Gomaringen und Bad Friedrichshall, nicht zu weit vom Familienbetrieb entfernt. Hirth zeigt in die Backstube: „Hier hängt mein Herz dran, seit meiner Kindheit.“ Während andere davon träumten, Lokomotivführer zu werden, wollte er schon damals in der Backstube stehen und irgendwann einer der besten Bäcker Deutschlands werden – nach der Devise „Ruhm und Ähre“. „Der Teig war damals unsere Knete“, sagt Hirth und klopft sich, mit Blick auf das erschaffene Fußballbrot, das Mehl von der dunklen Schürze. „Er ist es bis heute.“
 DAS BUCH
„Wildbakers on Tour: Unterwegs zum besten Brot“, erschienen im Gräfe und Unzer Verlag, 192 Seiten, 22 Euro, ISBN: 978-3833868610.
Weitere Infos: www.wildbakers.com
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