Page 60 - Spielfeld_Dezember_2019
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 „So komisch es klingt: Ich spiele einfach Fußball, weil es mir Spaß macht.“ Und dieser Spaß forderte ihr jede Menge Disziplin ab. Als sie mit 13 Jahren vor der Wahl stand, den Verein zu wechseln, um höherklassig zu spielen, standen der ASV Hagsfeld und die TSG zur Debatte. Sie ging nach Hoffenheim, wegen der Männer. „Die spielten damals schon Bundesliga. Das war natürlich schon cool, zu so einem bekannten Verein zu wechseln.“ Zudem war TSG-Coach Jürgen Ehrmann schon damals kein Unbekannter – er war zuvor Tabeas Stützpunktrainer.
Von jenem Moment im Sommer 2009 an nahm die sportliche Laufbahn der jungen Tabea langsam Ge- stalt an. Auch wenn Waßmuth glaubhaft schildert, nie darüber nachgedacht zu haben, wenn sie drei-, viermal die Woche nach der Schule noch mit dem Zug eine gute halbe Stunde weiter zum Training fuhr – und später zurück, ohne eine finanziell luk- rative Perspektive: „Ich habe einfach das gemacht, was ich gerne tat. Das habe ich gar nicht weiter hinterfragt.“ Mit der TSG zumindest feierte sie große Erfolge, gewann 2012 mit der Hoffenheimer U17 sogar die Deutsche Meisterschaft und verhalf später dem Reserveteam zum Zweitliga-Aufstieg. „Meine Entwicklung verlief kontinuierlich, Schritt für Schritt“, erzählt die schnelle Außenstürmerin rückblickend. „Ich habe nie das Gefühl, dass ich auf dem Platz Wunder vollbringen muss. Ich spiele einfach Fußball.“ Und das längst etabliert in der
Bundesliga, mit 19 Treffern in 65 Einsätzen. Ihre Bilanz im DFB-Pokal (8 Spiele, 4 Tore) ist nicht minder beeindruckend – und dem Cup-Wettbewerb gehört auch ihre heimliche Leidenschaft: „Das Po- kal-Finale in Köln wäre schon geil“, sagt Waßmuth offen. Zuletzt qualifizierte sich die TSG mit einem souveränen 6:1 gegen Jena für das Viertelfinale, das im Frühjahr 2020 ausgetragen wird (Auslosung im Februar) – und als Tabellenzweiter ist naturgemäß alles, was nicht Wolfsburg heißt, als machbares Los einzustufen. Bereits in der vergangenen Saison bot sich im Semifinale gegen Freiburg auf heimischem Terrain die historische Chance, erstmals das Pokal- finale in der Domstadt zu erreichen: „Da haben wir uns richtig in die Hosen gemacht“, sagt Waßmuth über das folgende 0:2. „Jetzt wären wir reifer. Da kann also ruhig jeder kommen.“
Übrigens nicht nur als Gegner, auch als Zuschauer. Denn die geringe Besucherzahl des Frauenfußballs insgesamt beschäftigt auch die einzelnen Spiele- rinnen: „Klar wäre es schön, wenn wir mal mehr Zuschauer hätten, gerade jetzt wo es so gut läuft. Aber wir in Hoffenheim dürfen uns da nicht be- schweren. Da sieht es anderswo düsterer aus.“ Erklärungsansätze? „Da spielen viele Faktoren eine Rolle“, findet Waßmuth. Neben Medienpräsenz, zeitlichen Friktionen und im Vergleich niedrigerem sportlichen Niveau sieht Waßmuth immer noch alte, verknöcherte Rituale am Werk:
  Geburtstag: 25. August 1996 Geburtsort: Gießen Nationalität: deutsch
Bei der TSG seit Juli 2009 Spiele/Tore gesamt
65/19 Bundesliga; 8/4 DFB-Pokal
Spiele/Tore bei der TSG
65/19 Bundesliga; 8/4 DFB-Pokal
Vorherige Vereine:
- 2009: Karlsruher SV
 Fotomodell wider Willen: Tabea Waßmuth an ihrer Universität, auf dem Ehrenhof des Mannheimer Barockschlosses
VEREIN





















































































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