Page 114 - Spielfeld_Dezember_2019
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   nter Uns
HEUTE: EUROPA
Heinz:
Sag´ mal Hermann, jetzt mal nur unter uns Pastorentöchtern: Gefällt Dir Europa?
Hermann:
Ich hatte geahnt, dass unser Treffen kompliziert werden könnte. Aber nun gut. Die EU? Die Landschaften, der Umriss des Kontinents? Worauf willst Du hinaus?
Heinz:
Wie Europa wirklich aussieht, kannst Du doch
gar nicht beurteilen. Du hast den Kraichgau ja nie verlassen. Und die EU kann derzeit ja eh niemand wirklich beurteilen. Es geht um viel Wichtigeres: Fußball-EM 2020. Zum ersten Mal auf dem ganzen Kontinent.
Hermann:
Davon halte ich nichts. Ich mochte es immer, ein Land durch die Berichterstattung kennenzulernen. Das war bei jedem Turnier ein bisschen wie bei der Tour de France, sie hat mich auch zum Frankreich- Experten gemacht. Dazu die Begeisterung bei den Gastgebern, das hatte was.
Heinz:
Da ja auch Spiele in Baku, also in Asien ausgetragen werden, lernst Du ja vielleicht noch viel mehr!
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig am Tresen über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
Heinz:
(verdreht die Augen) Mit diesem Argument solltest
Du Dich an die UEFA wenden und eine erneute Reform beantragen. Ich helfe Dir mal: Über sechs Teilnehmer solltest Du Dich bis zum Eröffnungsspiel am 12. Juni im Olympiastadion in Rom schon einmal bestens informieren: Deutschland, Österreich, Dänemark, Kroatien, Tschechien, Schweiz.
Hermann:
Sind das die Teilnehmer, die Du kennst?
Heinz:
Nein mein Lieber, das sind die Nationen, denen wir die Daumen drücken. Wir haben sechs Asse auf
der Hand – oder besser gesagt: Sieben unserer TSG-Jungs sind dabei – für Österreich sogar zwei. Es wird ein Fest, jedes Spiel wird eine Bedeutung für unsere Hoffenheimer Helden haben. Ich kann
es kaum erwarten.
Hermann:
Hätte ich mich mein Leben lang für alles Neue so begeistern können wie Du, hätte ich wohl sechs Mal geheiratet. Aber eins muss ich Dir lassen: Der Gedanke gefällt mir. EM in ganz Europa, Daumen drücken für halb Europa. Das könnte lustig werden.
Heinz:
Ja, denk das doch mal zu Ende: Wir haben doch mit unseren Frauen ausgehandelt, dass wir Spiele mit TSG-Beteiligung immer in der Kneipe schauen dürfen. Da haben sie natürlich nicht geahnt, dass unsere halbe Mannschaft zur EM fährt. Das wird ein super Sommer.
Hermann:
Da die Jungs sich bei der TSG für die EM empfehlen wollen, werden sie in Hoffenheim Höchstleistungen bringen – es kann also auch eine super Saison werden.
Heinz:
Na also, darauf trinken wir: Gemeinsam nach Europa! Prost!
Hermann:
Einer wird es schon ins Finale am 12. Juli im Wembley-Stadion schaffen. Prost!
  Hermann:
Mir ist das alles zu viel. 24 Teams, zwölf Austragungsorte, dazu die seltsame Qualifikation über die noch seltsamere Nations League. Ich bin da altmodisch.
Heinz:
Was für eine Erkenntnis. Das Wort altmodisch hätte Dich im Duden als Musterbeispiel verdient. Ich sehe das anders: Angesichts der weltweiten Entwicklung ist doch ein gemeinsames Turnier zum 60. EM- Geburtstag ein schönes Zeichen für Zusammenhalt.
Hermann:
Es geht nicht um Zusammenhalt, es geht um Kommerz. Und mich kostet der Kommerz meine gewohnte EM und Informationen zu einem oder von mir aus auch zwei Gastgeberländern. Ich kenne ja ohnehin kaum noch die teilnehmenden Nationen.
   Bildquelle: www.gettyimages.de, Max2611, Creativ Studio Heinemann, Dmitr1ch, kyoshino, TARIK KIZILKAYA.

























































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