Page 35 - Spielfeld_November_2019
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
Zerstört in Sekunden“ lautete der Name einer fragwürdigen Doku-Reihe, in der Unglücke
gezeigt wurden, die Augenzeugen zufällig mitgefilmt hatten. Christoph Baumgartner durfte sich am 18. Mai in einer Live-Version der Serie fühlen, denn sein großer Traum endete an diesem Tag ebenfalls auf dramatische Weise abrupt: Die TSG Hoffenheim spielte zum Abschluss der Saison 2018/19 in Mainz, es ging um die letzte Chance auf den Europapokal – und der damals 19-Jährige erreichte einen Meilenstein seines Fußballer-Lebens: Baumgartner stand erstmals in der Bundesliga in der Startelf. Es sah nach einem großartigen Tag für die TSG und das Talent aus, Hoffenheim führte 2:0, Baumgartner spielte stark auf – bis sich die Szenerie in der 41. Minute innerhalb weniger Augen- blicke in einen sportlichen Albtraum verwandelte: Baumgartner foulte den Mainzer Torwart Robin Zentner im gegnerischen Strafraum. Rudel- bildung, wütende Proteste der Fans, energisches Einschreiten des Schieds- richters Deniz Aytekin – und Baum- gartner blickte entsetzt auf eine rot leuchtende Karte, die einer gelben folgte. Platzverweis. Leere – der große Traum, zerstört in Sekunden.
Geburtstag: 1. August 1999 Geburtsort: Horn (Österreich) Nationalität: Österreichisch Bei der TSG seit Juli 2017 Spiele/Tore gesamt
5/0 Bundesliga; 0/0 DFB-Pokal
Spiele/Tore bei der TSG
5/0 Bundesliga; 0/0 DFB-Pokal
Vorherige Vereine:
2012 - 2017 St. Pölten 2005 - 2012 SV Horn
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  Fünf Monate danach spricht der 20-Jährige mit ruhiger Stimme über den denkwürdigen Tag, an dem die TSG noch 2:4 verlor und so die Europapokal-Teilnahme verspielte. Mittlerweile ist Baumgartner auf die große Bühne zurückgekehrt, und ist gestärkt aus dem missglück- ten Startelf-Debüt hervorgegangen. Dass es ein einschneidender Tag war, bestreitet der Österreicher aber nicht. Die Geschehnisse hat er noch immer klar vor Augen – und noch immer kann er sich den Blackout nicht erklären: „Als der Torwart rauskam, dachte ich, dass ich den Ball noch bekomme. Dann sehe ich, dass es niemals aufgeht, will zurückziehen und treffe ihn leicht. Es war mein zweites Foul, dafür zwei Mal Gelb zu sehen, war hart. Mit ein bisschen Fin- gerspitzengefühl entscheidet der Schiedsrichter vielleicht anders, aber ich mache ihm keinen Vorwurf. Es war mein Fehler, das durfte mir ungeachtet meines Alters nicht passieren. Das tat weh und es tat mir leid für die Fans und den Verein.“ Im Kopf ging er die Szene immer wieder durch – ohne Ergebnis. „Es hatte sicher auch mit meinem Adrenalinpegel zu tun. Aber so etwas ist mir noch nie pas- siert. Es war der erste Platzverweis meines Lebens.“
Ein denkwürdiger Moment: Christoph Baumgartner (links) wird in Mainz erstmals des Feldes verwiesen.
 






















































































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