Page 50 - Spielfeld_September_2019
P. 50

50
Es hat mich gefreut, die Jungs von damals wieder- zusehen. Es ist beeindruckend, welche Karrieren sie hingelegt haben.“ Sich mit den früheren Kollegen nochmal auf dem Trainingsplatz zu messen, würde Fennell durchaus reizen, wie er augenzwinkernd erzählt: „Ich bin nicht mit der Zielsetzung hierherge- kommen, mich über die U23 für die Bundesliga-Mann- schaft zu empfehlen. Es wäre natürlich eine schöne Sache, mal die Chance zu bekommen, bei ihnen zu trainieren. Aber das ist nicht geplant und auch völlig okay. Wenn es irgendwann mal einen Engpass gibt, helfe ich gern aus, ansonsten bin ich mit meiner Rolle hier sehr glücklich.“
Mit der eigenen Laufbahn ist der 1,83 m große Athlet zufrieden, auch wenn er das sich gesteckte Ziel – die 2. Bundesliga – knapp verfehlte: Mit den Würzburger Kickers stieg er 2016 zwar dorthin auf, sah aber keine Chance und wechselte zum Halleschen FC. Und blieb damit in der 3. Liga. „Ich habe auch in der 3. Liga und der Regionalliga viele tolle Momente erlebt und meine Laufbahn sehr genossen.“
Ein besonderes, unverhofftes Highlight hielt die bis- herige Karriere des 30-Jährigen zudem noch bereit – ermöglicht durch zwei Weltmeister von 1990: Im Jahr 2012 war Guido Buchwald Fennells Trainer bei den Stuttgarter Kickers. Jürgen Klinsmann, damals Nationaltrainer der USA, schaute der Mannschaft seines langjährigen Weggefährten auf der Tribüne zu – und war beeindruckt vom im kalifornischen Fort Irwin geborenen Spieler mit dem Namen Royal-Domi- nique Fennell. Was folgte, war selbst für den damals 22-Jährigen eine Überraschung: „Ich erhielt eine Ein- ladung für die U23 der USA und flog wenig später zum ersten Lehrgang. Es folgten weitere Trainingscamps
„Wir werden nach oben klettern“
Drei Siege und drei Niederlagen waren das Ergebnis der von Marco Wildersinn trainierten Hoffenheimer U23 aus den ersten sechs Partien in der Regionalliga Südwest. Eine durchwachsene Bilanz – die sich nach Meinung von Royal-Dominique Fennell aber bald aufbessern wird: „Wir sind eine junge Mannschaft und haben viele Spieler dabei, die aus der U19 aufgerückt sind. Sie brauchen noch ein bisschen, um sich an den Herrenfußball zu gewöhnen. Das ist ganz normal, es geht deutlich härter zur Sache. Aber man sieht, dass sie eine super Ausbildung genossen haben, sie zeigen schon jetzt richtig gute Ansätze.“ Bis zur Winterpause und vor allem in der Rückserie erwartet der 30-Jährige einen deutlichen Aufwärtstrend: „Wir müssen mehr dagegenhalten und cleverer werden, aber das wird sich einpendeln. Das Potenzial ist da, wir müssen den Jungs Zeit geben, dann werden wir schon nach oben klettern und konstant bessere Ergebnisse liefern.“
und ein Spiel in Costa Rica. Das war damals natürlich überragend. Es gab viele Deutsch-Amerikaner im Team, ich bin mit Terence Boyd und Andrew Wooten von Frankfurt rüber geflogen. Zusammen haben wir in Florida und Kalifornien trainiert, das war eine spektakuläre und lehrreiche Zeit.“
Die Berührungspunkte mit seinem Geburtsland waren bis dahin eher gering. Mit drei Jahren verließ Fennell die USA, da sein Vater zurück nach Deutsch- land zog, wo er seine Frau kennengelernt hatte. Die Familie lebte fortan in Kasernen – und für den jungen Royal-Dominique waren Karate und Baseball die liebsten Freizeitaktivitäten. Dies änderte sich, als er nach Göppingen zog – und die Mutter ihn das erste Mal zum Fußballspielen schickte: „Ich begeisterte mich sofort für den Sport und es ist seitdem meine absolute Lieblingsbeschäftigung.“
Dass er die deutsche Volkssportart Nummer eins den US-amerikanischen Möglichkeiten vorzog, passt ins Bild. Fennell bezeichnet sich selbst als „Süddeut- schen“: „Zwar habe ich Kontakt zu meinem Vater, der wieder in den USA lebt, und seiner Familie, aber ich bin hier aufgewachsen und habe fast mein ganzes Leben hier verbracht.“
An der väterlichen Namensgebung will Nick, wie Royal-Dominique von seinen Freunden genannt wird, dennoch festhalten: Sein Vater trägt den Na- men Royal-Chester. Sollte der TSG-Spieler selbst einmal Kinder haben, soll das Royal erhalten blei- ben. Allerdings vielleicht im Verbund mit einem Namen aus dem deutschsprachigen Raum, wie Royal- Dominique lachend erzählt: „Vielleicht nenne ich ihn ja Royal-Jürgen.“
Royal-Dominique Fennell kennt Trainer Marco Wildersinn (2.v.l.) aus gemeinsamen Zeiten bei den Stuttgarter Kickers.
  VEREIN























































































   48   49   50   51   52