Page 76 - Spielfeld_August_2019
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 EXPERTEN-TIPP
 Sei stark im Kopf, wenn’s schwierig wird
Professor Jan Mayer ist seit elf Jahren bei der TSG Hoffenheim als Sportpsychologe beschäftigt. Der 48 Jahre alte Heidelberger arbeitete auch mit mehreren Nationalmannschaften, darunter mit Skispringern, Sportschützen, Boxern und mit DFB-Auswahlteams. Seine Erkenntnisse aus dem Spitzensport transferiert er in seinen Büchern in Strategien für Jedermann. SPIELFELD beginnt mit dieser Ausgabe eine Serie mit Jan Mayers Ratschlägen, wie Stresssituationen im Job oder im Alltag besser bewältigt werden können.
  Interessant wird es im Spitzen- sport immer dann, wenn es schwierig wird. Doch welche
Situationen werden im Sport als schwierig eingeschätzt? Häufig sind es Momente, in denen etwas Unerwartetes oder Unerwünschtes passiert. Dies können im Fußball einfache Passfehler sein oder ein unerwartet deutlicher Rückstand, eine Benachteiligung durch den Schiedsrichter oder ein Gegner, der stärker ist als erwartet. Schwierig wird es aber auch, wenn im Wett- kampf die Leichtigkeit fehlt. Alles muss erarbeitet werden, nur wenig will gelingen. Für solche Situati- onen gibt es sportpsychologische Strategien, die wissenschaftlich fundiert sind und schon lange von Spitzensportlern praktiziert werden. Einiges davon lässt sich auf Alltagssituationen übertragen. Bei der ersten Strategie ist es
wichtig, mit den eigenen – meist emotionalen – Reaktionen richtig umzugehen. Logisches Denken ist gefragt, um das Emotionale unter Kontrolle zu bringen. Emotionale Reaktionen verändern den Men- schen, den Umgang mit ihnen erlernen wir im Laufe der persön- lichen Entwicklung. Kleinkinder leben jede Emotion noch frei und intensiv aus. Später ist von außen nicht gleich ersichtlich, was in dem Kind eigentlich vor sich geht, es hat gelernt sich „zusammenzu- reißen“. Die Emotionen werden reguliert. Entweder werden sie in eine günstige Richtung gelenkt oder sie werden unterdrückt, to- leriert oder hingenommen.
Im Wettkampf sollte man sofort wachsam sein, wenn sich Emotio- nen entwickeln und sich der innere Zustand verändert – im Prinzip
VON JAN MAYER
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