Page 71 - Spielfeld_August_2019
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
Es geht hektisch zu, aber das Chaos ist geord- net. Es werden Kabel gezogen, Digitalexperten bereiten die Exponate vor, draußen pflastern
Steineleger den Eingangsbereich, im großen Garten modelliert noch ein kleiner Bagger die Erdwälle für die Pflanzungen. Doch zwischendurch bleiben abwechselnd einige der fleißigen Arbeiter, Gärtner, Landschaftsarchitekten, Elektrotechniker oder Computerfachleute stehen und legen eine schöpfe- rische Pause ein. Sie schauen interessiert, teilweise gebannt zu, wie Felix Falkner mit geübter Hand und in nur kurzer Zeit eine Wand mit einer Spraydose in ein Kunstwerk verwandelt.
Der 23-Jährige verschönert zwei der zuvor schlich- ten Außenanlagen an der Klima Arena. Ein großes Trafohaus und die Garage, in der künftig die kleinen E-Fahrzeuge für eine Kinder-Kartbahn abgestellt wer- den, verziert er mit einem „Blick in einen Wald“. Erst benutzt er für die Grundierung wie ein Malergeselle eine Rolle und einen dicken Quast, dann greift er immer wieder in sein Arsenal von Farb-Spraydosen, um ein üppig wachsendes Baum- und Pflanzen-Ensemble entstehen zu lassen. Vorher hat Falkner, der sich den Künstlernamen „Force of Nature“ gegeben hat, noch attraktivere Kunstwerke mit der Darstellung einer Flut, eines Sturms, eines verheerenden Vulkanausbruchs sowie einer düsteren postapokalyptischen Szene im Bistro der Klima Arena gestaltet.
„Das waren die interessantesten Arbeiten, die ich bisher machen konnte. Dass man ganze Wände gestalten darf, ist ziemlich ungewöhnlich“, sagt Falkner. „Die Verantwortlichen der Klima Arena waren die ersten, die es akzeptiert haben, dass ich etwas relativ Kritisches mache“, erklärt er. Seit zehn Jahren ist das Sprühen seine Leidenschaft, 2016 hat er die Graffiti-Kunst zum Beruf gemacht. In Mauer und in Heidelberg gestaltete er im Auftrag von Privatpersonen und Kommunen bereits mehrere Arbeiten. Über die Kooperation mit dem Sinsheimer Streetwork-Projekt JuMo (Jugendarbeit Mobil) erhielt er den Auftrag der Klima Arena.
Mit seinen Kunstwerken verbindet der Street-Artist Botschaften, die größtenteils zur Klima Arena pas- sen. Allein sein Künstlername „Force of Nature“ ist schon Teil seiner Mission. „Kraft der Natur“ wäre eine spontane, naheliegende Übersetzung. „Aber eigentlich bedeutet Force of Nature richtig übersetzt Naturkatastrophe“, betont Falkner. Dass davon immer mehr weltweit auftreten, treibt den Künstler wie viele Menschen seiner Generation um. Deswegen findet er auch die Ziele der Bewegung „Fridays for Future“ richtig. „Der Kohleausstieg 2038 kommt doch viel zu spät. Das muss viel früher geschehen“, sagt er. Mit der intelligenten Visualisierung seiner Botschaft möchte er zum Nachdenken anregen. Wie man dies macht, hat er in der Grafik/Design-Klasse an der Johannes-Gutenberg-Berufsschule in
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    Fotos (von oben nach unten): Felix Falkner bei der Arbeit an der E-Kart-Garage (oben), Grün war Trumpf in der Spraydosen- Sammlung, Wald statt grauer Seitenwand am Trafohaus,
Felix Falkner und JuMo-Leiterin Laura Olbert.


























































































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