Page 76 - Spielfeld_Juni_2019
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EINTRITTSKARTE ZURÜCK INS LEBEN
Christian Heintz verlor 2010 bei einem Autounfall sein rechtes Bein. Die Amputation hält ihn jedoch nicht davon ab, weiterhin Fußball zu spielen. Der 35-Jährige ist Mitglied der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Amputierten und betreut seit diesem Jahr in Zusammenarbeit mit Anpfiff ins Leben und der Aktion Mensch Stiftung die bundesweite Entwicklung im Amputierten-Fußball.
Verunsichert testen die Kinder der Hof- fenheimer U13 die Krücken aus. Ein Zwischenschritt hier, ein Beinwechsel da. Rund sieht es nicht aus, als die Jungs zum ersten Mal mit den Gehhilfen versuchen, Fuß- ball zu spielen. Erst als Christian Heintz kurz darauf den Ball zugespielt bekommt, sieht man, was alles möglich ist. Der Kapitän der deutschen Amputierten-Nationalmannschaft dribbelt problemlos und in einem hohen Tempo mit dem Ball am Fuß und gestützt auf seine Krücken um die Hütchen.
Christian Heintz
wir anderen Nationen deutlich hinterher und wollen auf holen“, sagt Heintz. Einmal im Monat treffen sich alle deutschen Spieler für ein Wochenende und trainieren gemein- sam. Geht es nach den Spielern von „Anpfiff Hoffenheim“, so nennt sich die Mannschaft, sollen es in Zukunft deutlich mehr werden.
Es geht jedoch nicht nur um das gemeinsame Training, sondern auch um die Inklusion im Alltag. Damit diese vorangetrieben wird, wollen die Verantwortlichen den Trainingsbetrieb in das heimatliche Umfeld einbinden. Heintz lebt das selbst vor: Der gelernte Groß- und
Außenhandelskaufmann trainiert unter der Woche bei den Alten Herren des DJK Balzfeld mit. Vor seinem Unfall war er in der Verbandsliga für den SG Ellscheid in der Vulkaneifel aktiv. „Ich hatte Glück im Unglück. Ich bin Linksfuß und das rechte Bein war eh nur zum Stehen da“, sagt Heintz lachend. Er geht sehr locker mit seiner Behinderung um und spricht davon, dass ihm der Fußball sehr geholfen hat. „Viele Menschen haben Probleme, sich zu überwinden und mit nur einem Bein zu zeigen. Daher spielen sie nicht Fußball. Doch genau diese Überwindung und die Gemeinsamkeit setzt bei mir positive Kräfte frei und gibt einem Mut. Der Amputierten-Fußball war für mich die Eintrittskarte zurück ins Leben.“
 Der 35-Jährige ist es gewohnt, mit den Stützen
Fußball zu spielen. 2010 verlor Heintz sein rechtes Bein bei einem Autounfall. Doch das hält ihn nicht davon ab, weiter- hin aktiv gegen den Ball zu treten. Zwei Jahre nach seinem Unfall erfuhr er, dass Anpfiff ins Leben ein Programm für Amputierten-Fußball eingeführt hatte. Nur wenig später trai- nierte der gebürtige Rheinland-Pfälzer mit Gleichgesinnten.
Heintz spielt jedoch mittlerweile nicht nur im deutschen Amputierten-Nationalteam, sondern organisiert auch die bun- desweite Entwicklung des Amputierten-Fußballs: Seit Januar 2019 arbeitet er hauptberuflich bei Anpfiff ins Leben für das Modellprojekt „Amputierten-Fußball im Verein: Mittendrin statt nur am Rand“. Ermöglicht wurde dies durch die Aktion Mensch Stiftung, bekannt unter anderem durch das Zweite Deutsche Fernsehen, und Anpfiff ins Leben, dem Exzellenz- partner der TSG Hoffenheim. Gemeinsam einigten sich beide Seiten auf eine Fünf-Jahres-Förderung, um die bundesweite Entwicklung des Amputierten-Fußballs voranzutreiben.
Für diesen Zeitraum haben sich die Mitarbeiter in der Walldor- fer Zentrale von Anpfiff ins Leben und Christian Heintz hohe Ziele gesetzt: Bis 2024 sollen mindestens 25 weitere amputierte Spieler animiert werden, an dem Projekt mitzumachen. „Aktuell gibt es 20 bis 22 aktive Amputierten-Fußballer. Da hängen
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Ungewohnt: Die U13-Kicker der TSG versuchen sich im Fußball auf Krücken.






















































































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