Page 73 - Spielfeld_Juni_2019
P. 73

 Und dann kam die Mega-Chance des inzwischen bereits verstorbenen Peter Podkalicki. Schließlich in der Verlängerung zwei Tore für die Stebbacher. „Für uns als kleines Dorf war es eine großartige Sache“, so Holaschke, als Oberbürgermeister von Eppingen (seit 2004) ja quasi Hausherr hier im Eppinger Stadtteil Elsenz. „Es war einfach ein Riesenereignis.“
„Danke, dass ihr uns damals geschlagen habt“, sagt Peter Hofmann drei Jahrzehnte später lachend, als er Klaus Holaschke ein unterschriebenes TSG-Trikot aus der Champions-League- Saison überreicht. Quasi eine Art Kompensation. Der 1. FC Stebbach spielt aktuell als SG Stebbach/Richen um den Wiederaufstieg in die A-Klasse. In der Relegation. Mit dabei: die zwei Söhne von Klaus Holaschke. Es ist eine amüsante Fußnote, 30 Jahre danach. Viele Geschichten, Namen und Erinnerungsfetzen füllen den Klubraum des FV Elsenz. Mit jeder Minute des Beisammenseins wachsen die Erinnerungen. Es ist wie eine Zeitreise zurück ins Jahr 1989, in die Zeit, als Achim Heinlein bei der Bundeswehr um Urlaub bat und mit einem Kniff den drohenden Leistungsmarsch abwenden konnte („Ich konnte in den ‚Knobelbechern‘ nie laufen und hatte anschließend immer die Füße wund“), Klaus Holaschke, der mehr als 120 Kilometer von seiner Arbeitsstätte im Schwäbischen her- beigefahren kam und Willi Heinlein Abend für Abend für dieses Spiel privat trainierte.
Die TSG Hoffenheim hatte die gesamte Spielzeit 1988/89 gegen den Abstieg gekämpft – viele Spiele unglücklich verloren, selten die Ergebnisse eingefahren, die nach dem Spielverlauf möglich gewesen wären. „Eigentlich war es wie in dieser Saison“, lacht Willi Heinlein. Nur viele Spielklassen tiefer. Unversucht aber lie- ßen die TSG-Verantwortlichen schon damals wenig. Bereits in der
„Ich hatte
schweißnasse Hände.
Und als er mir jungem
Kerl dann das ‚Du‘
anbot, wurde es noch
schlimmer.“
PETER HOFMANN ÜBER SEINE ERSTE BEGEGNUNG MIT DIETMAR HOPP IM JAHR 1989
Winter-Vorbereitung war die Trainer-Legende Emil Kühnle verpf lichtet worden, um die Mannschaft aufzubauen. Für das Relegationsspiel dann hatte Peter Hofmann eigens ei- nen Masseur organisiert, das Team wurde schon am Mittag beim TSG-Klubhaus am Großen Wald versammelt – es gab Kaffee und Kuchen, nach der Mannschaftssitzung gab es einen Waldspaziergang. „So viel Aufmerksamkeit hat der Truppe nicht gutgetan“, scherzt Peter Hofmann.
Es wurde ein Tiefpunkt in der TSG-Klubgeschichte – und zugleich Ausgangspunkt zum Aufstieg. Denn nur einen Tag nach der Schmach von Elsenz klingelte beim dama- ligen TSG-Präsidenten Theo Berberich tatsächlich wie versprochen das Telefon – am anderen Ende der Leitung: Dietmar Hopp. Er bestellte Berberich, den damaligen Fußball-Abteilungsleiter Siegbert Hoffmann sowie den jungen Spielleiter Peter Hofmann zu sich in sein SAP-Büro in Walldorf. Treffpunkt, Sonntag, 10 Uhr.
„Ich hatte schweißnasse Hände“, erinnert sich Peter Hofmann heute. „Und als er mir jungem Kerl dann das ‚Du‘ anbot, wurde es noch schlimmer.“ Dietmar Hopp offerierte dem Klub seine Hilfe. Es ging nicht darum, das große Rad zu drehen, erst recht nicht um Profifußball. Ein Konkurrent des damals übergroßen SV Sandhausen zu werden, war im Juni 1989 noch ein ferner Wunschtraum. Dietmar Hopp sponserte Bälle, Trainingsanzüge, Ausrüstung, kleine Dinge der Infrastruktur. „Mir ging es immer vornehmlich um die Jugend“, sagt Hopp. „Wir hatten damals bei der TSG im Nachwuchs fast nur Spielgemeinschaften. Das wollte ich unbedingt ändern.“ Die Hoffenheimer Klubverantwort- lichen waren dankbar, nur bei einer Bedingung dürften sie kurz geschluckt haben: „Wir mussten ihm versprechen, dass wir auch wirklich jede Wurst versteuern“, erzählt Peter Hofmann.
Sie taten es. Zwei Jahre später stieg die TSG wieder auf. Und dann trat eines Abends Erwin Rupp, die Sandhäuser Spielerlegende, in die Hoffenheimer Spielerkabine. Da wusste jeder: Jetzt wird es ernst. Der Rest ist Geschichte. „Und heute kriege ich jeden Tag Gänsehaut, wenn ich über die A6 fahre und die Arena sehe“, sagt Willi Heinlein. „Bundesliga hier in Hoffenheim, mit unserer TSG. Das ist unvorstellbar, wie ein Sechser in Lotto.“
Und er war bei der Ziehung, an jenem 14. Juni 1989 in Elsenz, dabei.
Region
 Freudig nahm der Eppinger Oberbürgermeister Klaus Holaschke (r.) das Präsent von TSG-Präsident Peter Hofmann entgegen.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
73
    















































































   71   72   73   74   75