Page 79 - Spielfeld_April_2019
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 79
  Betriebsrestaurant von Audi in Neckarsulm oder das Kurhaus in Wiesbaden. Sogar rund 160 Supermärkte führen sein Eis in 500-Milliliter-Bechern.
Fontanella erhielt 2014, wie vor ihm unter anderem schon Sepp Herberger oder Bülent Ceylan, den „Bloomaulorden“ – die höchste bürgerschaftliche Auszeichnung Mannheims. „Ich denke, das war als Anerkennung für meine ganze Familie gedacht“, sagt er. Vater Mario war Anfang der 30er Jahre von Italien nach Hannover gekommen und 1933 nach Mannheim gezogen. Ein Bekannter hatte ihm gesagt, dort beginne jenes Deutschland, das Italien ähnele: „Das Klima, die Mentalität, die naheliegenden Weinreben – und schöne Frauen sollte es auch geben.“ Tatsächlich eröffnete er dort noch im selben Jahr eine Eisdiele und heiratete eine Mannheimerin, die 1952 Sohn Dario zur Welt brachte.
Die Neugierde und der Erfindergeist treiben ihn auch fünf Jahrzehnte nach seiner Innovation noch an. Gut 380 verschie- dene Sorten bietet er an, etwa 60 davon im Verkauf, ständig wechselnd. Trends interessieren Fontanella nicht, er sucht und findet überall Inspiration: in Restaurants, Zeitschriften, in der Zeitung, im Supermarktregal, im Fernsehen. „Ich frage mich immer: Wie kann man daraus ein Eis machen?“ Oft fand er Antworten in Sorten, die zunächst mehr als abwegig klingen: Zwiebelchen, Gorgonzola-Mascarpone, Zitrone-Gur- ke-Dill, Basilikum, Steinpilz, Heu. Und zu jeder Kreation erzählt er eine Geschichte: das Heu kommt aus Bio-Höfen in den Dolomiten, der Steinpilz-Geschmack darf nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern braucht den Grundgeschmack eines Haselnuss-Eises, die Basilikumblätter dürfen nicht zu lange gemixt werden, sonst werden sie braun, das Zitrone-Gur-
Eine lebensverändernde Erfindung: Dario Fontanella und „sein“ Spaghetti-Eis
ke-Dill-Eis schmeckt hervorragend zu Flusskrebsen und Lachs, aber nur angeschmolzen, und einen Gin Tonic adelt es auch.
Der Verkaufsrenner ist und bleibt aber das Spaghetti-Eis, das heute noch handgepresst auf den Teller kommt. Mittlerweile wird es sogar in New York und Paris gegessen. Immer wieder reisen auch japanische Touristen an, die vom Frankfurter Flughafen extra für eine Portion und ein Foto mit Fontanella nach Mannheim kommen. Bereut er es denn nun, dass er vor 50 Jahren kein Patent angemeldet hat? „Wissen Sie, meine Erfindung hätte es sonst wahrscheinlich nie über die Grenzen Mannheims hinaus geschafft. Und darüber geredet hätte auch niemand.“ Es hätte ihm wohl beides nicht geschmeckt.
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