Page 63 - Spielfeld_April_2019
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     Verein
 Auch dem in den vergangenen Jahren durch Verlet- zungen immer wieder zurückgeworfenen Doppeltor- schützen (74./90.) Tim Linsbichler ist anzumerken, dass die Ereignisse jenseits des Rasens für die Spieler ebenso beeindruckend waren wie das Geschehen auf dem Platz für die Fans: „Ich glaube, dass man sich das nicht größer hätte vorstellen können. Gegen Real Madrid weiterzukommen, ist ein tolles Gefühl. Dass ich das noch mit zwei Toren krönen durfte, ist heraus- ragend. Wir wussten, dass das Spiel ausverkauft ist. Die Choreographie und die Stimmung war Gänsehaut pur. Wir haben uns in den letzten zwei Minuten auf dem Rasen angeguckt und gegenseitig gezeigt, dass wir alle Gänsehaut haben. Es war wie bei einem Profi- Spiel, einfach geil.“
Die Fans hatten blau-weiße Fahnen verteilt und eine Choreographie gezeigt: In dicken Lettern stand es auf dem Zaun vor dem TSG-Fanblock geschrieben: „Bauer schlägt König. Schachmatt!“ geschrieben. Unter dem Tribünendach vollzog ein blauer Bauer die Aufforde- rung gegen einen weißen König.
Die TSG-Talente ließen ebenfalls Taten folgen – und erlösten die Fans kurz vor dem Schlusspfiff: Bis zu Linsbichlers Tor zum Endstand hatten die Hoffenhei- mer zittern müssen. Real Madrid, im Wettbewerb bis dahin mit der makellosen Bilanz von sieben Siegen aus sieben Spielen, hatte durch Tore von Alberto (1:2/18.) und Pedro Ruiz (2:3/85.) zwei Mal den Anschluss ge- schafft. Der Schlusspunkt durch Linsbichler war ein für die Partie passender: Nach einem Alleingang des überragenden David Otto f lutschte der Ball durch den durchnässten Strafraum – und wurde durch eine Pfütze vor dem 19 Jahre alten Österreicher gestoppt: „Ich habe gehofft, dass da genug Wasser ist, damit der Ball vor mir liegen bleibt. So ist es dann zum Glück auch gewesen.“
Während des Spiels hatten beide Mannschaften mit den Wassermassen zu kämpfen. Mehrfach endeten Dribblings ohne Ball – da das Spielgerät in den Seen einfach liegengeblieben war. TSG-Trainer Marcel Rapp war aufgrund der für beide Mannschaften erschwerten Bedingungen zusätzlich stolz auf seine Europapokal- Helden: „Die Jungs haben es super gemacht. Die Be- dingungen waren nicht optimal – für beide Seiten. Aber wir definieren uns über Ballbesitzfußball und wollten trotz des Regens Fußball spielen. Gegen die Königlichen herrscht im Vorfeld natürlich Respekt und um Real Madrid zu schlagen, muss man gut sein – das waren wir.“
Und so trat am Ende das ein, was sich niemand so recht hatte vorstellen können: Die TSG Hoffenheim besiegte Real Madrid. Oder wie es selbstironisch auf dem Zaun zu lesen war: „Bauer schlägt König. Schachmatt!“
Marcel Rapp mit seiner Frau Bettina bei der Preisverleihung in Köln.
MARCEL RAPP ERHÄLT FUSSBALLLEHRER-LIZENZ
Seit dem 28. März darf sich Marcel Rapp offiziell Fußballlehrer nennen. Der U19-Trainer der TSG Hoffenheim nahm seine Ur- kunde bei der feierlichen Trainer-Gala des DFB in Köln entgegen. „Das war eine sehr intensive Zeit und ich bin froh und stolz, sie erfolgreich hinter mich gebracht zu haben“, freute sich Rapp. Zur Doppelbelastung Lehrgang/Bundesliga gesellte sich bei dem 39-Jährigen der Youth-League-Wettbewerb hinzu. „Meine Fehlzei- ten wurden von unserem Trainerteam und hier federführend von Jens Schuster sehr gut abgefangen. Ihnen gilt genauso wie dem Verein mein herzlicher Dank.“ Rapp wurde bei der Trainer-Gala von Ehefrau Bettina begleitet. „Ich war drei Tage die Woche nicht zu Hause, das war für die Familie auch nicht leicht“, so der Vater zweier Töchter.
Der Kurs begann im Juni 2018, mit dem Ende der Prüfungsphase im März 2019 wurde er beschlossen. Eingeteilt war der Lehrgang in 22 Wochen Präsenzausbildung, zwölf Wochen Praktikum und sechs Wochen Selbststudium. „Das waren sehr lehrreiche neun Monate“, betont der Fußballlehrer, der seine beiden Praktikumspha- sen bei den TSG-Profis unter Julian Nagelsmann absolviert und hier ebenfalls wertvollen Input mitgenommen hat.
Rapp tritt somit die Nachfolge von Marco Wildersinn (2018), Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco (beide 2017), Frank Kramer (2013), Markus Gisdol und Guido Streichsbier (2011) an, die als Trainer der TSG Akademie zuvor den Lehrgang in Hennef erfolgreich absolviert hatten.
     TSG TRAUERT UM FAN
Der Sieg der U19 gegen Real Madrid wurde vom tragischen Tod eines TSG-Fans überschattet. Die Herzen und Gedanken aller Mitarbeiter, Fans und Freunde der TSG Hoffenheim sind bei den Hinterbliebenen des Verstorbenen. Das Mitgefühl des Klubs gilt seiner Familie und seinen Freunden.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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